Abstract (deu)
Asylwerber_innen sind in Österreich per Gesetz (Integrationsgesetz) weitgehend von staatlich finanzierten Integrationsmaßnahmen ausgeschlossen. Eine Ausnahme stellen schulpflichtige Kinder und Jugendliche dar. Die Zeit des Asylverfahrens, die die Geflüchteten in der Grundversorgung verbringen, kann einige Monate bis hin zu mehreren Jahren dauern. In dieser Phase des Wartens ist der Zugang zu Bildung und Arbeit sehr stark eingeschränkt und der Alltag der Asylwerber_innen ist von Unsicherheit, Fremdbestimmtheit und fehlenden Zukunftsperspektiven geprägt. Die Arbeit zeigt die Notwendigkeiten, Schwierigkeiten aber auch (informellen) Möglichkeiten und Strukturen für die Integration von Asylwerber_innen in drei ländlichen Nachbargemeinden auf. Dabei dient Bildung als eine Linse, durch welche Integration betrachtet wird, da häufig insbesondere das Erlernen der Sprache der Aufnahmegesellschaft als Schlüssel zur Integration gilt. Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurden 24 Respondent_innen mittels qualitativer Interviews befragt.
Es werden drei Bereiche und zwei Ebenen von Integration unterschieden: Unter die politisch-strukturelle Ebene von Integration fallen 1) der Bereich der Pflichtschule, wobei Herausforderungen der schulischen Integration von geflüchteten Kindern diskutierte werden, sowie 2) öffentlich, staatlich geförderte, professionelle Bildungsangebote, z. B. DaZ-Schulungen der Basisbildung Niederösterreich, Pflichtschulabschlusskurse des WIFI und Deutschkurse für Asylwerber_innen mit hoher Anerkennungswahrscheinlichkeit. Diese Maßnahmen sind jedoch nicht flächendeckend wirksam. Auf der Ebene der persönlich-sozialen Integration wird 3) zivilgesellschaftliches Engagement im Bereich der Deutschvermittlung in den Blick genommen. Dabei wird herausgearbeitet, dass das integrative Potential des ehrenamtlichen Deutschunterrichts häufig weit über die Vermittlung der Sprache hinausgeht und sich positive Effekte durch das Aufbauen zwischenmenschlicher Beziehungen abzeichnen.