Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Einfluss der Medien auf die Vorurteilsbildung und damit auf den Prozess der Integration von MigrantInnen in die Gesellschaft des Einwanderungslandes. Im Fokus stehen der serbische Teil der Migrationsbevölkerung in Österreich und die Medienberichterstattung über ihn und den Krieg in Bosnien und Herzegowina.
Der Krieg in Bosnien begann 1992 und endete 1995. Zu Anfang berichteten die Medien nur sehr oberflächlich von der Situation in Bosnien, später wurde das Foto eines serbischen Anhalte- oder Konzentrationslagers aufgenommen und verbreitet. Damit stieg das Interesse der Rezipientenschaft sprunghaft an, denn sie hat an eine Facette des zweiten Weltkriegs erinnert - die monströsen Konzentrations- und Vernichtungslager.
Ein wesentlicheres Schlüsselereignis des Bosnienkriegs ereignete sich in Srebrenica im Juli 1995. Zirka 8000 überwiegend männliche, muslimische Zivilisten und Kriegsgefangene kamen im Zuge dieses Ereignisses ums Leben.
Die Aufarbeitung dieses entsetzlichen Verbrechens durch die internationalen Medien bescherte der serbischen Volksgruppe allgemein einen schlechten, zum Teil sogar diabolischen Ruf über den gesamten Balkankonflikt hinweg und zeitlich wie geographisch weit darüber hinaus. Die Untersuchung soll Informationen darüber liefern, welche Auswirkungen solch eine Stellungnahme der Medien auf die Entstehung von Vorurteilen gegenüber serbischen MigrantInnen in Österreich und damit auf die Kommunikation zwischen ihnen und der einheimischen Bevölkerung in Wien hat.
Forschungsleitend für diese Arbeit ist der dynamisch-transaktionale Ansatz, der zwei Forschungsperspektiven – den Wirkungs- und den Nutzenansatz – verbindet und dabei davon ausgeht, dass die Medien als Kommunikatoren und die RezipientInnen im Kommunikationsprozess gleichzeitig passive und aktive Teilnehmer sind. Die passive Komponente der Rezipientenvariable ist dadurch bestimmt, dass der Rezipient nur aus den angebotenen Informationen wählen kann. Sie ist stärker bei jenen Themen ausgeprägt, bei welchen die Informationen den RezipientInnen nur aus den Medien zur Verfügung stehen und kein unmittelbarer Kontakt mit direkt Betroffenen möglich ist – was im Regelfall bei einer Kriegsberichterstattung zutrifft.
Die Daten zum Forschungsthema wurden durch eine qualitative Studie unter Zuhilfenahme des narrativen Interviews gewonnen. Während der Erzählungen der drei befragten Personen konnte kein deutlicher Zusammenhang zwischen der Medienberichterstattung über den Bosnienkrieg und der Entstehung von Vorurteilen gegenüber serbischen MigrantInnen erkannt werden. Aus den Erzählungen der interviewten Personen konnte in Bezug auf den Meinungsbildungsprozess darauf geschlossen werden, dass, wenn mit persönlichem Kontakt verglichen, der potentielle Einfluss der Medienberichterstattung eher ein untergeordneter ist. Die Ergebnisse lassen bei der österreichischen Bevölkerung auch einen starken Einfluss auf die Meinungsbildung von Seiten der Familie und des Freundeskreises erahnen.