Abstract (deu)
Der nicht-kleinzellige Lungenkrebs (NSCLC) macht zirka 85% der Lungenkrebsarten aus. Die klassische Therapiemöglichkeit zur Behandlung von Lungenkrebs besteht aus platinbasierten Medikamenten (Cisplatin oder Carboplatin) in Kombination mit Docetaxel, Etoposid oder Pemetrexed, aber bisher beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate trotz dieser Kombination nur rund 20%. Patienten, die eine Mutation in einer „Treiber Kinase“ wie EGFR, ALK oder ROS1 haben, sind empfänglich für gezielte Therapien mit spezifischen Tyrosin Kinase Inhibitoren (TKIs) was zu einem verbesserten Überleben mit mehr als 5 Jahren führen kann. Dennoch müssen Patienten, die unter TKI Behandlung einen Progress erleiden, mit einer zytotoxischen Chemotherapie behandelt werden. Chemoresistenz wird oft bei Patienten beobachtet, die mit platinbasierten Medikamenten behandelt wurden. In dieser Arbeit wurde die Sensitivität von PD-L1 negativen primären NSCLC und permanenten Lungenkrebs Linien mittels Proliferationsassays, Immunofluoreszenztests, Polymerasekettenreaktion und Westernblot Arrays untersucht. Die Ergebnisse der Cisplatin Zytotoxizitätstests zeigen, dass die meisten pleuralen NSCLC Linien IC50 Werte aufweisen, die nahe bei 3 µg/ml liegen. Dieser Wert entspricht in etwa der klinischen Spitzenplasmakonzentration und indiziert deshalb Chemoresistenz der Zellen. Die NSCLC zu SCLC transformierten Pleurazelllinien BH659 und BH686 erwiesen sich als hoch chemosensitiv. Um die zytotoxische Wirkung von Cisplatin zu verstärken, wurden Kombinationen mit dem Chk-1/2-Inhibitor AZD-7762, dem HSP90-Inhibitor STA9090, dem Nrf-2-Inhibitor ML385, dem Multitargetinhibitor Niclosamid und dem Signaltransduktionshemmer Pristimerin durchgeführt. AZD-7762, das eine Initiation der Reparatur der DNA Schäden inhibiert, und Multitarget Niclosamid ergaben die höchste Rate synergistischer Zytotoxizität in Kombination mit Cisplatin, während Versuche mit mehreren Krebslinien und anderen Modulatoren negative Ergebnisse lieferten. Um die Zytotoxizitätstests auf ein repräsentativeres in vivo-ähnliches Tumormodell auszudehnen, wurden 3D-Aggregate getestet, die in mit Agarose beschichteten Kulturflaschen kultiviert wurden. Die meisten Linien zeigten eine erhöhte Resistenz gegen Cisplatin als 3D-Aggregate und mit Ausnahme von Niclosamid Kombinationen waren die Modulatoren gegenüber solchen Zellaggregaten weniger wirksam. Mittels Westernblot Arrays wurden die spezifischen Phosphorylierungsstellen von Chk-2, ERK1/2, AKT1/2/3, c-Jun, STAT3 und die Proteinexpression von HSP60 untersucht. Chk-2, c-Jun, STAT3 und HSP60 zeigten die häufigsten Anstiege der Phosphorylierung oder Proteinexpression als Reaktion auf die Vorbehandlung der Zellen mit Cisplatin. Die Cisplatin-induzierte Phosphorylierung wurde in Zelllinien verstärkt, die zu Beginn basale Phosphorylierungsgrade aufwiesen. Die transformierten Zelllinien BH659 und BH686 zeigten eine geringe und gleichmäßige Erhöhung des Phosphorylierungsstatus derselben Proteine. Ihre tatsächliche Transformation in einen SCLC-Phänotyp wurde durch den Nachweis der Expression typischer Marker wie CHGA, SYP und ENO-2 mittels qPCR bestätigt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die primären pleuralen NSCLC Linien unabhängig von der Art der klinischen Vorbehandlung eine hohe Resistenz gegen Cisplatin aufweisen und dass diese Resistenz durch eine Reihe von Modulatoren in 2D und mit noch geringerer Wirksamkeit in 3D-Kulturen nicht effizient rückgängig gemacht werden kann. In einem kürzlich unternommenen Versuch, die klinische Wirksamkeit der Chemotherapie bei NSCLC-Patienten zu verbessern, wurden die klassischen Chemotherapeutika mit monoklonalen Antikörpern gegen PD-L1 und PD-1 kombiniert, was unabhängig von der Checkpoint-Marker-Expression zu einem verbesserten progressionsfreien Überleben führte. In Abwesenheit geeigneter Marker für die Vorhersage der Wirksamkeit einer Immunchemotherapie kann daher die Beurteilung der Cisplatinsensitivität oder des Phosphorylierungsstatus von Chk-1/2, wie in der vorliegenden Arbeit gezeigt, nützlich sein, um geeignete Patienten für weiterführende Studien auszuwählen.