Abstract (deu)
Mord und Zerstückelung zeigten in den letzten Jahren große Präsenz in den Medien. Der Neusiedlersee-Killer, die Eislady, der Mörder von Kottingbrunn und die zerstückelte Journalistin an Bord des U-Bootes, um nur einige zu nennen. Bei frischen Leichen geschieht die Identifizierung des Tatwerkzeugs anhand der Spuren auf der Haut. Wenn aber der Zersetzungsgrad schon weit fortgeschritten ist oder nur noch Knochen vorhanden sind, muss man die Spu-ren am Knochen analysieren.
Schnitt- und Zerstückelungsspuren an prähistorischen menschlichen Kno-chen werfen viele Fragen über den Tod des Individuums auf. Dabei geht man der möglichen Ursache des Todes nach, ob es womöglich Mord oder ein natür-licher Tod war und was nach dem Tod mit der Leiche geschah. Spuren auf prähistorischen tierischen Knochen geben Einblicke über Fleisch- und Tier-körperverarbeitungstechniken, die verwendeten Werkzeuge und die Ernäh-rungsgewohnheiten vergangener Zeiten.
Die zentrale Frage ist, ob die Fluoreszenzmikroskopie eine bessere und siche-rere Beurteilung von Marken ermöglicht, im Vergleich zu anderen Aufnahme-techniken. Das Ziel ist eine bessere Darstellbarkeit von Strukturen an und in der Marke und dadurch ein Rückschluss auf das verwendete Tatwerkzeug.
Für die Mazeration wurde eine Technik entwickelt, die es erlaubt, den Kno-chen auf schonende Weise zu entfleischen, da es bei der bekannten Mikro-wellenmethode zu Strukturänderungen an Knochen kommen kann.
Für die Versuche wurden Schweinerippen mittels sechs Messern, einer Sche-re und zwei Schraubendrehern, die an einem selbstgebauten Fallbeil montiert waren, Marken zugefügt. Den Schweineoberschenkelbeinen wurden hän-disch mit einer Kettensäge, Bügelsäge, Winkelschleifer, Baumsäge und einer Axt Marken zugefügt. Bei den prähistorischen Menschen- und Tierknochen wurden die am Knochen bereits vorhandenen Kerbmarken untersucht. Die zugefügten Marken wurden mittels Fluoreszenzmikroskopie aufgenommen und vermessen. Zum Vergleich wurden noch Makrofotografie, Stereomikro-skopie, ESEM und µ-CT verwendet. Mittels spezieller Software (NIS-Elements BR, Viveza 2, Photoshop, Amira) wurden die Bilder nachbearbeitet und aus-gewertet. Vermessen wurden die Höhe der höchsten Stelle frontal und im Pro-fil, die Höhe der tiefsten Stelle und der Winkel und statistisch miteinander ver-glichen. Zusätzlich zur statistischen Analyse wurde eine morphologische Ana-lyse durchgeführt.
In dieser Studie war es tatsächlich möglich, die Marken auf den Knochen in drei 3 Gruppen von Tatwerkzeugen einzuteilen: Messer ohne Schliff, Messer mit Schliff (feiner Schliff und grober Schliff) und sonstige Werkzeuge. Die Zer-stückelungsmarken konnten ebenfalls in 3 Werkzeuggruppen eingeteilt wer-den: Hackwerkzeuge, grobe Werkzeuge und feine Werkzeuge.
Die Marken auf den prähistorischen Menschenknochen wurden vermutlich immer mit derselben schmalen und glatten Klinge zugefügt. Mit der Fluores-zenz gut darstellbar waren auch False start-Schnitte. Die prähistorischen Tier-knochen wurden Großteils mit einer glatten und schmalen Klinge bearbeitet. Es fanden sich auch vereinzelt Hackspuren, die von den Schnittspuren ab-grenzbar waren. In der Fluoreszenz stellten sich rezente Spuren, die vermut-lich bei Ausgrabungen zugefügt wurden, sehr gut dar.
Die Untersuchung der Auswirkung von Abnützungserscheinungen auf Mar-ken zeigte, dass wegstehende Kanten und Details durch die Steine abgeschlif-fen wurden und durch das teilweise Wegbrechen der Kanten die Marken grö-ßer erschienen.
Es zeigte sich, dass durch eine statistische Analyse die Zuordnung einer Tat-waffe zu einer Kerbmarke stark verzerrt werden kann. Eine zusätzliche mor-phologische Analyse ist daher sinnvoll und unbedingt zu empfehlen.