Abstract (deu)
Vorliegende Masterarbeit stellt einen neu entdeckten Textzeugen der deutschsprachigen Rezeption des natur- und heilkundlichen Werks der Prophetin und Benediktiner Äbtissin Hildegard von Bingen (12. Jh.) vor. Konkreter handelt es sich dabei um ein Exzerpt aus dem Liber de herbis, dem ersten Buch des Liber simplicis medicinae (Physica). Eingebunden ist dieses Exzerpt in ein über 200 Drogenmonographien umfassendes Kräuterbuchkompendium aus dem Codex XI 641 der Stiftsbibliothek St. Florian, Oberösterreich (15. Jh.). Neben dem Exzerpt aus Hildegards Physica vereint das Kompendium zudem Anteile aus dem Kräuterbuch des deutschen Macer, dessen Vorgängertext, dem Macer floridus, sowie aus dem bedeutendsten Drogenkompendium des Mittelalters, dem Circa instans.
Die deutschsprachige Rezeption des naturkundlichen Werks ist bisher wenig erforscht und beschränkt sich beim Liber simplicis medicinae auf bisher sechs Textzeugen. Davon sind zwei, der Berliner Codex Ms. germ. fol. 817 der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (1456), auch bekannt als Speyerer Kräuterbuch, sowie die Mainzer Hs. I 525 der Stadtbibliothek (15. Jh.) eng verwandt mit dem neu entdeckten Textzeugen aus St. Florian. Neben der Vorstellung des Textzeugen soll somit auch anhand einer Korpus- und teilweisen Textanalyse beleuchtet werden, inwieweit die textliche Verflechtung dieser drei Handschriften beschaffen ist. Zusätzlich dazu soll eine Verortung dieses Textzeugen in die komplexe lateinische sowie deutschsprachige Texttradition und Rezeption der naturkundlichen Schriften unternommen werden. Eine Teiledition von ausgewählten Kräutermonographien aus dem Kompendium sowie die Gegenüberstellung mit lateinischen Textzeugen komplementiert die Veranschaulichung der Quellenlage.