Abstract (deu)
Der Balkan, oder genauer gesagt, die Begegnung des künftigen Papstes Johannes XXIII. mit den Balkanbewohnern, ungefähr 40 Jahre vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil, beeinflusste erheblich die Anerkennung der Kirche und des Konzil der kulturellen Vielheit innerhalb der Kirche, sowie der religiösen, politischen und kulturellen Vielheit in der Welt in „nostra aetate“. Jedoch zeitigte die Begegnung der ehemaligen Provinz des osmanischen Reiches im europäischen Kontinent mit ihren nordwestlichen und nordöstlichen Nachbarn und die Begegnung des lokalen Klerus mit den kirchlichen Bildungseinrichtungen des Westens, ein völlig unterschiedliches Ergebnis. Die politische Idee, mit den Bewohnern eines bestimmten Gebietes ein uniformiertes Mono-Kollektiv zu schaffen, wie dies in Westeuropa während der Reformation, dem Dreißigjährigen Krieg und der Französischen Revolution geschehen ist, hatte nun seinen Weg in den Balkan gefunden.
Die Feldforschung, die im Rahmen dieser wissenschaftlichen Arbeit durchgeführt wurde, hat bewiesen, dass zwei Vermächtnisse der Vergangenheit bis heute im Balkan präsent und lebendig sind: a) die sozialen Normen, welche es verschiedenen Gruppen ermöglichte zu kohabitieren und interagieren und Johannes XXIII dazu inspirierten, das Zweite Vatikanische Konzil einzuberufen und b) die Uniformierung in einem Mono-Kollektiv, gemäß dem von den westlichen Nachbarn importierten Paradigma „cuius region eius religio“. Der Geist des Dialogs des Balkans ist in der Gesellschaft Bosnien-Herzegowinas unter säkularen Meinungsbildnern präsent, während der katholische Klerus im Gegensatz zum Vermächtnis des Zweiten Vatikanischen Konzils generell zum Dialog nicht fähig ist, weder interreligiös, noch intrareligiös. Der Klerus lebt in einer Luftblase innerhalb einer gesellschaftlichen Vielheit und propagiert Uniformierung und Selbstisolation, statt Dialog. Der Grund für diese heute anzutreffende Haltung innerhalb des katholischen Klerus ist einerseits die klerikale „Plausibilitätsstrutkur“, die mittels theologischer Bildung, in der Wissen vermittelt wird, das auf dem Wissen früherer Generationen basiert, und andererseits der Unfähigkeit des Klerus zu persönlichem Dialog sowie deren fehlendes Wissen über die Gesellschaft.