Abstract (deu)
Die Vereisung von Windkraftanlagen verursacht unerwartete Ausfälle der Stromproduktion und nennenswerte Folgekosten. Da genaue Vorhersagen die Planbarkeit der Stromerzeugung erhöhen und die Stillstandszeiten reduzieren würden, werden in dieser Arbeit 'Machine-Learning' Methoden angewandt. Die Qualität und Verbesserung der Vorhersagen durch die Nutzung dieser Methoden wird auf drei Arten bestimmt: Die Fähigkeit Vereisung von Nicht-Vereisung zu unterscheiden (Diskriminierung), die Fähigkeit kalibrierte Wahrscheinlichkeiten vorherzusagen (Kalibrierung), sowie am relativen ökonomischem Wert (PEV). Die Ergebnisse zeigen signifikante Steigerung an ökonomischem Wert durch den Einsatz der betrachteten Methoden für Nutzer mit relativ hohem C/L-Verhältnis im Vergleich zu empirischer und logistischer Klassifikation.
Diese Arbeit wurde durch das österreichische Forschungsprojekt 'ICE CONTROL' angestoßen, welches zum Ziel hat, Vereisungsprognosen zu verbessern. Diese werden üblicherweise aus den Prognosen der numerischen Wettervorhersage (NWP) generiert, indem ein Entscheidungskriterium auf Temperatur und Luftfeuchte angewandt wird. Alternativ werden auch physikalische Vereisungsmodelle mit den Randbedingungen aus der NWP angetrieben, um zu berechnen, ob es in einer bestimmten Zeitspanne zu Rotorvereisung kommt oder nicht. Zu guter letzt können, sobald Vor-Ort-Messungen vorliegen, auch statistische Modelle wie logistische Regression angewandt werden, um kalibrierte Wahrscheinlichkeiten vorherzusagen. Logistische Regression ist jedoch nicht in der Lage, die intrinsisch multiplikative mathematische Struktur der Vereisung zu modellieren, in der mehrere Faktoren gleichzeitig in ausreichendem Maße vorhanden sein müssen, um Vereisung zu bewirken.
In dieser Arbeit wurde der Mehrwert durch die Nutzung von Machine-Learning (ML) Methoden gegenüber simplen statistischen Modellen quantifiziert. Die höhere Komplexität der ML Modelle ermöglicht zwar grundsätzlich bessere Vorhersagen im Vergleich zu einfachen Modellen, es ist jedoch nicht offensichtlich, dass dies auch in diesem Fall so ist. Die Seltenheit der Vereisung (5-25%) führt zu Problemen aus dem Missverhältnis der Klassen (Vereisung/Nicht-Vereisung) und einem Bedarf an längeren Zeitreihen. Die aktuelle Zeitreihe mit Daten aus zwei Wintern könnte ein Hindernis darstellen.
Die Ergebnis-Evaluierung beinhaltet logistische Regression, generalisierte additive Modelle (GAM), Support-Vector-Machines (SVM), Entscheidungsbaum-basierte Modelle, sowie künstliche neuronale Netze. Die NWP Daten stammen aus dem Weather Research and Forecasting Model (WRF), welches eigens für dieses Projekt zum 'Downscaling' des IFS Modells (ECMWF) auf 2.5 km Auflösung herangezogen wurde.
Die Verifikation wurde mit Messungen auf der Windrad-Nabe durchgeführt. Drei unterschiedliche Klassen der Vereisung wurden definiert: Meteorologische Vereisung, mittels Temperatur und Taupunktsdifferenz; Instrumentelle Vereisung, mittels visueller Klassifikation vor Ort; sichtbare Akkretion, durch eine sichtbare Zunahme an Eismasse.