Abstract (deu)
Diese Masterarbeit widmet sich den unterschiedlichen, teils konkurrierenden Strategien zur
Ausweitung des Zugangs zu Abtreibungen, wie sie von feministischen Aktivist*innen in
Argentinien mit dem Ziel einer gesetzliche Legalisierung verfolgt werden. Dabei lege ich den Fokus
auf zwei unterschiedliche Typen von Aktivist*innen, mit denen ich im Zuge meiner
zweieinhalbmonatigen Feldforschung von Oktober bis Dezember 2018 mittels Interviews und
teilnehmender Beobachtung in Kontakt stand. Den regionalen Fokus lege ich dabei vor allem auf
die Hauptstadt Buenos Aires.
Aktivist*innen, die innerhalb des öffentlichen Gesundheitssystems tätig sind, versuchen mittels der
Anwendung einer ganzheitlichen Gesundheitsdefinition (salud integral) alle Schwangerschaftsabbrüche innerhalb des aktuellen gesetzlichen Rahmens zu positionieren. Alle ungewünschten
Schwangerschaften stellen demnach ein Risiko für die Gesundheit der Frau dar und sollten so legal
beendet werden können.
Die andere Gruppe von Aktivist*innen begleitet, außerhalb des Gesundheitsbereichs, Frauen bei
ihrer Abtreibung mittels der Abtreibungspille Misoprostol. Ohne dies innerhalb des aktuellen
gesetzlichen Rahmens begründen zu wollen, soll allen Frauen der Zugang zu
Schwangerschaftsabbrüchen am Rande der Legalität ermöglicht werden. Durch die Verbreitung von
Informationen über die korrekte Anwendung der Abtreibungspille wird versucht, das
Gesundheitsrisiko von kriminalisierten Schwangerschaftsabbrüchen zu mildern.
Beide Gruppen kritisieren den Staat für die aktuelle Gesetzeslage, die Frauen das Leben kostet. Er
wird für den als ungerecht empfundenen Tod vieler Frauen in Folge von unsicheren und
kriminalisierten Abtreibungen verantwortlich gemacht. In Bezugnahme auf die Bewegung Ni Una
Menos, die sich gegen Femizide richtet, werden diese Todesfälle als staatliche Femizide (femicidios
estatales) bezeichnet.