Abstract (deu)
Die Ergebnisse soziologischer Studien zeigen, dass im zeitgenössischen Russland eine starke Diskrepanz zwischen den Menschen, die sich als orthodoxe Christen identifizieren (nach verschiedenen Umfragen 60 bis 80 Prozent), und den aktiven orthodoxen Gläubigen zu verzeichnen ist. Nach verschiedenen Schätzungen besuchen 3 bis 15 Prozent der Bevölkerung regelmäßig Gottesdienste mit Beichte und Kommunion. Zugleich erklären einige Autoren die entstandene Situation mit der Unfähigkeit der Kirche, unter gegenwärtigen Umständen adäquat zu agieren. Es ist jedoch auch hervorzuheben, dass man dazu neigt, auf den Priester als Hauptverantwortlichen und auf seine (mangelnde) Präsenz in den Medien zu verweisen.
Die Dissertation setzt sich zum Ziel, den Einfluss der Geistlichkeit auf die Herausbildung der Religiosität zu untersuchen. Der Verfasser versucht außerdem, diesen Einfluss mit den gängigen Theorien und praktischen Studien der Religiosität zu vergleichen. Er unterzieht die gegenwärtige Kirchensituation und die pastorale Sicht auf das Problem der Überwindung der inaktiven Religiosität in Russland einer Analyse.
Für eine solche Analyse wurden alternative Ansätze erarbeitet, die sowohl die spezifischen Methoden der Messung der orthodoxen Religiosität im russischen Kontext als auch die Momente berücksichtigen, die die Einbeziehung Gläubiger in die religiösen Praktiken behindern bzw. fördern.
Die theologische Einschätzung dessen, wie die Priester die gegenwärtige religiöse Situation in Russland beeinflussen, machte eine Analyse der Ekklesiologie der Neumärtyrer notwendig. Von den Ergebnissen dieser Analyse ausgehend, wird in der Arbeit ein pastoraler Weg zur Überwindung der entstandenen Situation angeboten.