Abstract (deu)
Im Mittelpunkt der Dissertation steht die Frage danach, auf welchen Prinzipien das soziale Engagement der Russischen Orthodoxen Kirche heute basiert.
Um die zentrale Frage der Dissertation zu beantworten, entwickelte die Verfasserin ein analytisches Modell zur Einschätzung der Sozialarbeit in Kirchengemeinden. Der Inhalt und die Effekte der Sozialarbeit werden auf drei Ebenen betrachtet: gegenseitige Hilfe in der Gemeinde; nichtprofessionelle Sozialarbeit; professionelle soziale Projekte und Dienstleistungen. Dieser Ansatz bei der Betrachtung des sozialen Engagements der Kirchengemeinde berücksichtigt die Effekte des Gemeindelebens und lässt vermeiden, dass die Kirchengemeinde auf eine Sozialhilfeeinrichtung reduziert wird.
Außerdem wird dieses Modell an den Daten empirischer soziologischer Studien überprüft. Es sind 154 Tiefeninterviews mit Laien und Priestern von 15 Kirchengemeinden in 11 Regionen der Russischen Föderation sowie eine Umfrage von Teilnehmern an einem Fernlehrgang für kirchliche Sozialarbeit (2206 Befragte).
Die Verfasserin stellt fest, dass die gemeindliche Sozialarbeit die aussichtsreichste Entwicklungsrichtung des sozialen Engagements ist. Das Potential der Kirchengemeinden als Netzwerke für gegenseitige Hilfe ist das Feld, auf dem die Orthodoxe Kirche und die Gläubigen hier und heute aktiv sein können, unabhängig von der Sozialpolitik des Staates und von der auswärtigen Hilfe.
Von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung der gemeindlichen Sozialarbeit ist die Art und Weise, wie der Gemeindevorsteher innerhalb und außerhalb der Kirchenmauern mit den Menschen umgeht. Mit Hilfe der Sozialnetzwerke-Analyse Methode lassen sich die kompletten Netzwerke von Kirchengemeinden mit unterschiedlichen Typen der Sozialarbeit visualisieren. Den Graphen ist abzulesen, wie sich die Sozialnetzwerke der Gemeinden voneinander unterscheiden in Abhängigkeit davon, zu welchen Methoden der Gemeindevorsteher greift, um das nichtliturgische Leben der Kirchengemeinde zu lenken.