Abstract (deu)
Dem Roman Das Glasperlenspiel von Hermann Hesse kam in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg eine große Aufmerksamkeit zu. Selbst in Schulen wurde der Roman als Pflichtlektüre herangezogen mit dem Ziel die deutsche Jugend von dem nationalsozialistischen Starrsinn zu befreien und deren Wertesystem nachhaltig, weg vom bis dato Gelebt und Gelehrtem, zu verän-dern.
Der gewünschte Erfolg wurde erreicht und Hesses Werk wurde als Hüter von Kunst und Kultur gedeutet. Auf subtile Weise gelang es dem Autor das Dritte Reich in seiner Existenz auf den Prüfstand zu stellen und den Rezipierenden einen Spiegel vorzuhalten.
Die Forschung geht aus heutiger Sicht davon aus, dass Hesse mit seinem Roman in erster Linie für sich selbst einen Ort schaffen wollte, der fernab der damaligen politischen Realität und den Gräueltaten existierte. Ein direkter Bezug wird allerdings nicht hergestellt, weshalb diesbezüg-lich Raum für Interpretationen bleibt. In der vorliegenden Arbeit werden Überschneidungen und Gegensätze erarbeitet und die Frage, ob Kastalien als verhöhnendes Gegenstück zum Dritten Reich verstanden werden kann, beantwortet.
Die Beantwortung der Forschungsfrage erfolgt durch die erzähltheoretische Analyse des Ro-mans und einer Vergleichsanalyse zwischen der geistigen Elite Kastaliens und jener des Dritten Reichs.
Hermann Hesses zeitkritische Haltung, die bereits in früheren Werken erkennbar ist, ist auch in Das Glasperlenspiel ersichtlich. Davon zeugt sowohl die Konzeption der fiktiven Welt als auch die Charakteristik des Protagonisten Josef Knecht, welche die bloße Bewahrung von Kulturin-halten verkörpern während soziales Engagement völlig außer Acht gelassen wird. Erst Knechts Entwicklung veranlasst diesem zum Ausstieg aus dem System, wodurch insbesondere dieser Schritt zum Kern der Kritik des Autors wird.