Abstract (deu)
Die Diplomarbeit setzt sich mit den Geschehnissen, die während des Novemberpogroms 1938 im „Notarrest“ Kenyongasse 4, 1070 Wien stattgefunden haben, auseinander. In der Kenyongasse wurden ab dem 12. November 1938 über 2.000 Jüdinnen und Juden inhaftiert. Zeitzeugen berichten von schrecklichen Haftbedingungen, Nahrungsmittelentzug und Folterungen. Die Kenyongasse gilt deshalb als der brutalste „Notarrest“ Wiens während der NS-Zeit. Ausgehend von Zeitzeugenberichten und anderen polizeilichen Dokumenten wird versucht die Ereignisse in der Kenyongasse zu rekonstruieren. Aus Polizeiakten geht hervor, dass mindestens sechs Gefangene ermordet wurden. Dieser kurzen Phase des Terrors und Verbrechens steht eine lange Geschichte der Fort- und Weiterbildung in den Räumlichkeiten der Kenyongasse 4 – 12 gegenüber. Bereits im späten 19. Jahrhundert wurde hier vom katholischen Orden Töchter des göttlichen Heilandes eine Schule errichtet, die sich stetig vergrößerte. Auch nach der Zeit des Nationalsozialismus kehrten Ordensschwestern, Lehrer*innen und Schüler*innen wieder in das Schulgebäude zurück. Die belastende und schreckliche Vergangenheit während des Novembers 1938 wurde jedoch lange Zeit vergessen. Zwar widmeten sich bereits einzelne Schulprojekt den dort verübten NS-Verbrechen. Aber eine Gedenktafel oder eine andere Form des Gedenkens sucht man vergebens. Daher widmet sich der zweite Teil dieser Diplomarbeit einer fachdidaktischen Aufarbeitung unter Berücksichtigung der Methode des Digital Storytelling. Schüler*innen sollen anhand einer historischen Projektarbeit die Verbrechen, die in diesem Schulgebäude begangen wurden, aufarbeiten und als virtuelles Reenactment Projekt auf Twitter hochladen. Das virtuelle Reenactment Projekt macht die Verbrechen für eine breite Öffentlichkeit sichtbar und soll damit eine langfristige Erinnerungs- und Gedenkkultur am Bildungszentrum Kenyongasse Mater Salvatoris initiieren und etablieren.