Abstract (deu)
Als das Fußballspiel im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts auf dem Gebiet der Donaumonarchie eingeführt wurde, waren die Nationalitätenkonflikte des Vielvölkerstaates, welche schließlich auch zu dessen Untergang beitrugen, bereits zu einem virulenten Problem geworden. Die Intention dieser Arbeit ist die Beantwortung der Frage, ob das Spiel mit dem runden Leder völkerverbindend oder -spaltend gewirkt hat. Da der frühe Fußball ein Sport der drei Metropolen Budapest, Prag, Wien war, stehen die Konflikte zwischen deutschen, tschechischen und ungarischen Fußballfunktionären im Fokus. Mehrere politische Ereignisse hatten Auswirkungen auf die Fußballbeziehungen der verschiedenen Nationalitäten und dies lässt den Schluss zu, dass die Fußballverbände der Donaumonarchie durchaus von der Politik beeinflusst wurden. Der Österreichische Fußball-Verband orientierte sich in seiner „Fußballpolitik“ am Zentralismus der Wiener Regierung und sah sich als alleinige Fußballinstitution Cisleithaniens. In der Folge ahndete der ÖFV die Autonomiebestrebungen der tschechischen Fußballer mit der Verhängung von Boykotten gegen tschechische Vereine. Eine alternative Fußballorganisation, die bereit gewesen war, sich ein internationales Gesicht zu geben, bestand nur für kurze Zeit und ihr kam kaum Bedeutung zu. Somit lässt sich feststellen, dass die Fußballverbände der beiden Reichshälften, sprich der ungarische und der österreichische Fußballverband, auf ihr Monopol pochten und Selbstständigkeitsbestrebungen anderer Nationalitäten unterdrückten – damit lösten sie auch im Fußball Nationalitätenkonflikte aus.