In den Sustainable Development Goals (SDGs) wird die öffentliche, politische und ökonomische Partizipation von Frauen sowie die Wertschätzung von unbezahlter Arbeit hervorgehoben. Die Unsichtbarkeit der unbezahlten täglichen Arbeiten im Haus ist ein zentraler Faktor zur Benachteiligung der materiellen Position von Frauen. Die diversen Lebensrealitäten sowie die Rolle von Care- und Hausarbeit für Unternehmerinnen werden aus einer ökonomischen Perspektive ausgeblendet. Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich deshalb mit folgender Forschungsfrage: Wie sieht der Alltag von Unternehmerinnen zwischen Selbstständigkeit und Care-/Hausarbeit in Kairo, Ägypten aus? Die Anforderungen sowie Herausforderungen an die Unternehmerinnen und deren Umgang damit stehen im Zentrum der Analyse. Theoretisch ist die Arbeit in marxistisch-feministische sowie intersektionale Theorien eingebettet. Somit werden verschiedene Herrschaftsverhältnisse identifiziert und die diversen Lebensrealitäten der Frauen berücksichtigt. Anhand von drei qualitativen Forschungsmethoden wurden im Zeitraum von März 2019 bis Juni 2019 in Kairo, Ägypten Daten erhoben. Narrative Interviews, teilnehmende Beobachtungen sowie Wochen-Zeit-Kalender mit sechs Kairoer Unternehmerinnen ermöglichen die tiefgreifende Erfassung des Alltags. Die Ergebnisse spiegeln die gesellschaftlichen Strukturen Kairos wider und stellen die Wichtigkeit der Familie und des familiären Netzwerkes in den Vordergrund. Die ständige Kontrolle über Tätigkeiten innerhalb und außerhalb des Unternehmens, die Prioritätensetzung ebenso wie die Mobilität prägen die Alltagsgestaltung der Unternehmerinnen maßgeblich. Die Analyse der alleinigen Verantwortung von Frauen für Familie und Haushalt – als ein strukturelles und weniger ein persönliches Problem – eröffnet die Möglichkeit, Machtstrukturen entlang von Geschlecht, Klasse, Körper und Kultur, welche dem Entrepreneurship und dem Alltag in Kairo zugrunde liegen, offenzulegen.

The Sustainable Development Goals (SDGs) emphasise the public, political and economic participation of women as well as the appreciation of unpaid care and domestic work through the division of labour and public services. The invisibility of unpaid daily work in the house is a central factor for the discrimination of women's material position. The role of care and housework as well as the diversity of women has been largely neglected in ongoing economic debates. Therefore, this master thesis deals with the everyday life of female entrepreneurs in Cairo, Egypt, between unpaid housework/care work and self-employment. The analysis focuses on the requirements and challenges of women entrepreneurs and how they deal with them. Theoretically, the work is embedded in Marxist-feminist and intersectional theories. This enables the identification of different power relations, and the diverse living realities of women are sufficiently considered. By means of three qualitative research methods (narrative interviews, participant observation, and time-allocation) data were collected in Cairo, Egypt, in the period from March 2019 to June 2019. The results reflect the social structures of Cairo and emphasize the importance of the family and its network. Constant controlling and the prioritisation of activities within and outside the company, as well as mobility, have a significant impact on the everyday life of women entrepreneurs. The analysis of women's full responsibility for the family and the household as a structural rather than a personal problem opens the possibility to reveal power structures based on gender, class, body, and culture, which underlie entrepreneurship and everyday life in Cairo.