Abstract (deu)
Bryozoen sind aquatische, sessile Filtrierer die sowohl marine als auch brackische Habitate bewohnen. Sie bilden Kolonien aus einer Vielzahl einzelner Individuen, genannt Zooide. Die meisten rezent vorkommenden Arten gehören zum Taxon Cheilostomata. Diese Gruppe besitzt unter anderem eine kalzifizierte Körperwand. Das Nervensystem dieser Gruppe ist wenig untersucht. Wesentliche morphologische Daten wurden mit Methylenblau Vitalfärbungen und Silberausfällung am Nervensystem der Tiere erhoben. Diese Methoden wurden später mit moderneren komplementiert. Der Fokus dieser Studie liegt auf der Charakterisierung und Analyse des autozooidalen Nervensystems cheilostomer Bryozoen. Die Analyse basiert auf Daten von sechs Arten aus fünf der wichtigsten Cheilostomata Taxa. Traditionelle und moderne Methoden wurden angewandt, um diese gegeneinander zu evaluieren. Dadurch soll zukünftige neuroanatomische Forschung an dieser, aber auch anderen Tiergruppen erleichtert werden. Die Ergebnisse zeigen ein gemeinsames Grundmuster im Nervensystem der untersuchten Gruppen. Das Zerebralganglion kommt an der Lophophorbasis zu liegen. Ein deutliches Nervenbündel umringt von dort die Mundöffnung als circumoraler Nervenring. Vier Nervenbündel ziehen vom Zerebralganglion Richtung distal um externe Muskeln wie etwa Parietal- und Operkulum Okklusor Muskeln durch die Tentakelscheide zu innervieren. Fünf Nervenbündel innervieren den Verdauungstrakt. Sie ziehen vom Gehirn entlang des Pharynx bis zur Cardia. Im übrigen Verdauungstrakt liegen keine deutlichen Nervenbündel. Die Tentakel der Tiere sind durch je vier Nervenbündel innerviert. Mediofrontale Tentakelnerven entspringen direkt vom circumoralen Nervenring. Die übrigen Nerven entspringen Radialnerven, die je zwischen zwei Tentakeln in intertentakuläre Gruben ragen. Pro Radialnerv ziehen zwei Laterofrontalnerven in die jeweils benachbarten Tentakel. Oralseitig entspringt jedem Radialnerv ein Abfrontalnerv, analseitig zwei. Diese Daten decken sich mit Forschungsergebnissen früherer Studien. Die gesammelten Daten formen die Basis einer Grundmuster-Analyse des cheilostomen autozooidalen Nervensystems. Ein ähnliches Muster findet sich in ctenostomem Bryozoen wodurch das hier beschriebene Muster auch Gymnolaemata zutrifft. Das Vorhandensein konzentrierter Neuritenbündel und Innervierung der Tentakel durch vier oder sechs Tentakelnerven unterstützt die Position von Cyclostomata als Intermediärtaxon zwischen Gymnolaemata und Phylactolaemata. Phylactolaemata besitzen wenige abgegrenzte Nervenbündel, die sich je nach Innervierungsziel in der Tentakelscheide oder im Visceraltrakt in diffuse Nervenplexi teilen. Im Unterschied zu den anderen Gruppen haben Phylactolaemata immer sechs Tentakelnerven. Diese Unterschiede unterstützen Phylactolaemata als Schwestergruppe zu Myolaeamaten, den übrigen Bryozoa.