Abstract (deu)
Belohnungsverarbeitung ist ein zentrales Konzept, um Pathologien zu verstehen, die mit Motivationsdefiziten und Anhedonie zusammenhängen. Im Bereich der Essstörungen werden Veränderungen der Belohnungsverarbeitung als mögliche Ursache dieser Pathologien angenommen. Eine ganze Reihe von Studien hat gezeigt, dass der Prozess der Belohnungsverarbeitung mit Dopaminausschüttung im mesolimbischen System zusammenhängt. Die einflussreichste zeitgenössische Perspektive auf die funktionale Rolle mesolimbischer Dopaminausschüttung ist die Anreiz-Salienz-Hypothese. Anreiz-Salienz ist ein kognitiver Prozess, der einem Stimulus einen subjektiven Belohnungswert zuweist und wird auch ‚Wollen‘ genannt. Ob diese Theorie auf Menschen anwendbar ist bleibt jedoch Gegenstand von Kontroversen. Um die Übertragbarkeit der Anreiz-Salienz-Hypothese zu untersuchen wurde ein Experiment an 48 gesunden menschlichen Probanden durchgeführt. Teilnehmer wurden zufällig zu zwei Gruppen zugeteilt, von denen eine Gruppe 400mg des Dopamin-Antagonisten Amisulprid erhielt, die andere ein Placebo. Daraufhin wurde eine Aufgabe durchgeführt, in welcher Teilnehmer Nahrungsstimuli von unterschiedlichem Belohnungswert (genannt ‚reward level‘) erhalten konnten. Der Belohnungswert des verabreichten Nahrungsstimulus hing von der Kraft ab, mit der Teilnehmer einen Dynomometer (Druckmesser) zusammendrückten. Diese Messung stellte gleichzeitig eine abhängige Variable für ‚Wollen‘ dar. Zusätzlich wurde ‚Wollen‘ mit Ratingfragen erfasst. Der Faktor ‚reward level‘ war für beide abhängigen Variablen signifikant. Amisulprid hatte hingegen keinen signifikanten Effekt auf diese Variablen, was den Erwartungen widerspricht. Mehrere mögliche Erklärungen für diese Ergebnisse werden in der Arbeit besprochen. Mit großer Wahrscheinlichkeit war das Experiment nicht geeignet, Unterschiede zwischen den Gruppen zu entdecken, da ‚Wollen‘ auch unbewusste Elemente enthält, Dopamin- Antagonisten ihre Wirkung möglicherweise nicht unmittelbar entfalten und die statistische Herangehensweise daher nicht geeignet war, diesen konfundierenden Einflüssen gerecht zu werden.