You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1364646
Title (deu)
Raffiniertes Recycling
Bedeutungsverschiebungen beim Sampling
Author
Patrick Tilg
Adviser
Christian Schulte
Assessor
Christian Schulte
Abstract (deu)

Diese Masterarbeit behandelt das Thema Sampling. Dabei wird befragt, wie durch die Re-Kontextualisierung beim Sampling-Verfahren Bedeutung verändert und erweitert werden kann.

Die Hypothese ist, dass das Sampling – wie die meisten künstlerisch-ästhetischen Verfahren ¬– als eine Antwort auf die Zeitgeschichte zu verstehen ist. Aber eben nicht nur im Sinne einer Hoch- oder Gegenkultur, sondern als das ästhetische Verfahren der Postmoderne, als Reflexion gesellschaftlicher Tendenzen. Als Antwort auf den gegenwärtigen materiellen als auch informellen Überfluss. Und da dabei gesellschaftliche Tendenzen aufgegriffen werden und durch die Wiederverwertung neue Bedeutung entsteht, kann daraus auch politisches und ästhetisches Potenzial geschöpft werden. Die medien- und kulturwissenschaftlich geprägten Begriffsfelder Nostalgie (reflexiv vs. restaurativ [Vgl. Boym 2001]) und Montage, aber auch „Kultur-Recycling“ (Daten und Informationen werden wiederverwertet und dadurch zu Erzählungen und Erinnerungen), spielen dabei eine große Rolle und korrelieren miteinander.

Diese Ideen will werden dann an zwei doch recht unterschiedlichen Beispielen festgemacht. Beide werde ich darauf hin untersuchen, woher sie ihr Material bezogen haben, wie dieses bearbeitet und angeeignet wurde und welche Form daraus entstand – also ob sich das Werk als Pop-Song, Parodie, Techno-Track oder Mischform (= hybrides Genre) wahrnehmen lässt.

Als erstes Beispiel dienen mehrere Songs des Wiener Mashup Künstlers Kurt Razelli. Er bedient sich vor allem an diversen Fernseh-Formaten, extrahiert die besten Wortmeldungen daraus, setzt die Wort-Samples rhythmisch aneinander und unterlegt diese mit einfachen Elektro-Tracks, die irgendwo zwischen Hip-Hop und Techno angesiedelt sind. Anders gesagt: Er zitiert und rekontextualisiert das Zitat. Aus diesen entkontextualisierten Fernseh-Beiträgen entstehen schließlich absurd parodistische Pop-Songs zwischen Milieu-Voyeurismus und Polit-Wahnsinn. Diese Bearbeitungsweise von AV-Material erinnert an Dsiga Vertovs Montage-Theorie. Deshalb wird, auch wenn der Fokus auf der Ton-Ebene liegt, mit Vertov argumentiert, da dieser auch Material aus dem Archiv verwendete und außerdem allein durch die Art seiner Montage bereits einen politischen Kommentar schaffte.

Das zweite Beispiel funktioniert im Gegensatz dazu völlig konträr. Es handelt sich um den House-Hit One More Time von Daft Punk aus dem Jahr 2000. Der Instrumentalteil des Songs besteht zum größten Teil aus Samples vom Disco-Funk Klassiker More spell on you von Eddie Johns (1979). Aus einem in Vergessenheit geratenen Disco-Song wurde so durch die technische Bearbeitung, sprich durch Wiederverwertung des Sound-Materials, ein weltbekannter Pop-Song. Diese heute sehr geläufige Aktualisierung in der Pop-Musik ist deshalb so spannend, weil eine Aktualisierung bereits eine gewisse, wenn auch nur sehr schwach determinierte Form der Nostalgie sein kann. Mit Svetlana Boyms Texten zum Phänomen der Nostalgie werde ich so versuchen, eine weitere Perspektive auf das Verfahren des Sampling zu eröffnen.

Der Fokus der Arbeit liegt also bei der Analyse der beiden Untersuchungsgegenstände auf ihre, durch die Intermusikalität entstandene, Bedeutungsverschiebung- und Erweiterung.

Keywords (eng)
Sampling
Keywords (deu)
Sampling
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1364646
rdau:P60550 (deu)
71 Seiten
Number of pages
73
Study plan
Masterstudium Theater-, Film- und Medienwissenschaft
[UA]
[066]
[583]
Members (1)
Title (deu)
Raffiniertes Recycling
Bedeutungsverschiebungen beim Sampling
Author
Patrick Tilg
Abstract (deu)

Diese Masterarbeit behandelt das Thema Sampling. Dabei wird befragt, wie durch die Re-Kontextualisierung beim Sampling-Verfahren Bedeutung verändert und erweitert werden kann.

Die Hypothese ist, dass das Sampling – wie die meisten künstlerisch-ästhetischen Verfahren ¬– als eine Antwort auf die Zeitgeschichte zu verstehen ist. Aber eben nicht nur im Sinne einer Hoch- oder Gegenkultur, sondern als das ästhetische Verfahren der Postmoderne, als Reflexion gesellschaftlicher Tendenzen. Als Antwort auf den gegenwärtigen materiellen als auch informellen Überfluss. Und da dabei gesellschaftliche Tendenzen aufgegriffen werden und durch die Wiederverwertung neue Bedeutung entsteht, kann daraus auch politisches und ästhetisches Potenzial geschöpft werden. Die medien- und kulturwissenschaftlich geprägten Begriffsfelder Nostalgie (reflexiv vs. restaurativ [Vgl. Boym 2001]) und Montage, aber auch „Kultur-Recycling“ (Daten und Informationen werden wiederverwertet und dadurch zu Erzählungen und Erinnerungen), spielen dabei eine große Rolle und korrelieren miteinander.

Diese Ideen will werden dann an zwei doch recht unterschiedlichen Beispielen festgemacht. Beide werde ich darauf hin untersuchen, woher sie ihr Material bezogen haben, wie dieses bearbeitet und angeeignet wurde und welche Form daraus entstand – also ob sich das Werk als Pop-Song, Parodie, Techno-Track oder Mischform (= hybrides Genre) wahrnehmen lässt.

Als erstes Beispiel dienen mehrere Songs des Wiener Mashup Künstlers Kurt Razelli. Er bedient sich vor allem an diversen Fernseh-Formaten, extrahiert die besten Wortmeldungen daraus, setzt die Wort-Samples rhythmisch aneinander und unterlegt diese mit einfachen Elektro-Tracks, die irgendwo zwischen Hip-Hop und Techno angesiedelt sind. Anders gesagt: Er zitiert und rekontextualisiert das Zitat. Aus diesen entkontextualisierten Fernseh-Beiträgen entstehen schließlich absurd parodistische Pop-Songs zwischen Milieu-Voyeurismus und Polit-Wahnsinn. Diese Bearbeitungsweise von AV-Material erinnert an Dsiga Vertovs Montage-Theorie. Deshalb wird, auch wenn der Fokus auf der Ton-Ebene liegt, mit Vertov argumentiert, da dieser auch Material aus dem Archiv verwendete und außerdem allein durch die Art seiner Montage bereits einen politischen Kommentar schaffte.

Das zweite Beispiel funktioniert im Gegensatz dazu völlig konträr. Es handelt sich um den House-Hit One More Time von Daft Punk aus dem Jahr 2000. Der Instrumentalteil des Songs besteht zum größten Teil aus Samples vom Disco-Funk Klassiker More spell on you von Eddie Johns (1979). Aus einem in Vergessenheit geratenen Disco-Song wurde so durch die technische Bearbeitung, sprich durch Wiederverwertung des Sound-Materials, ein weltbekannter Pop-Song. Diese heute sehr geläufige Aktualisierung in der Pop-Musik ist deshalb so spannend, weil eine Aktualisierung bereits eine gewisse, wenn auch nur sehr schwach determinierte Form der Nostalgie sein kann. Mit Svetlana Boyms Texten zum Phänomen der Nostalgie werde ich so versuchen, eine weitere Perspektive auf das Verfahren des Sampling zu eröffnen.

Der Fokus der Arbeit liegt also bei der Analyse der beiden Untersuchungsgegenstände auf ihre, durch die Intermusikalität entstandene, Bedeutungsverschiebung- und Erweiterung.

Keywords (eng)
Sampling
Keywords (deu)
Sampling
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1364647
Number of pages
73