Abstract (deu)
Um die Abh¨angigkeit von stellarer Multiplizit¨at von der Entwicklungsstufe der Sterne und den Eigenschaften ihrer Umgebung zu beleuchten, wird in dieser Arbeit die Multiplizit¨at der gr¨oßten Stichprobe von jungen, optischen Doppelsternen, in einer einzigen sternerzeugenden Wolke, Orion A analysiert. Aufgrund des großen Datensatzes von 3386 jungen stellaren Objekten (YSOs) war fu¨r das Auffinden von Begleitsternen die Entwicklung einer automatisierten Routine (ACODER) notwendig. Der Katalog von Zielobjekten setzt sich aus den Katalogen von Großschedl et al. (2018b) und Pillitteri et al. (2013) zusammen und beinhaltet junge stellare Objekte (YSOs) in allen Entwicklungsstufen, von Class 0 bis Class III Objekten. Das Bildmaterial fu¨r diese Arbeit stammt vom Vienna Survey in Orion (VISION, Meingast et al., 2016), welcher die gesamte Sternentstehungsregion Orion A abbildet. Die seeing-begrenzten Beobachtungen wurden mit dem ESO-VISTA Teleskop durchgefu¨hrt und beinhalten J, H und Ks Photometrie fu¨r 800.000 Quellen. Die Beobachtung deckt eine Vielzahl von verschiedenen Sternenstehungsumgebungen ab, von bekannten dichten Sternhaufen, bis hin zu ruhigen, isolierten (Taurus-artigen) Regionen. Diese Studie ist in der Lage, Doppensterne mit Abst¨anden von 0.8 Bogensekunden (das entspricht ∼ 330 Astronomischen Einheiten (AU) bei einer Entfernung von 414 pc) zu detektieren. Von den 3386 anf¨anglichen YSOs erfu¨llen 1835 die Auswahlkriterien und konnten erfolgreich mit ACODER analysiert werden. Diese 1835 Prim¨arquellen haben insgesamt 318 potenzielle Begleitsterne (companion candidates,CCs), innerhalb eines Abstandes von 5 Bogensekunden. Die Berechnung der durchschnittlichen Anzahl von Hintergrundquellen pro projizierter Fl¨ache ergibt, dass 242 von diesen CC Detektionen der Verunreinigungen durch Hintergrundquellen zuzuschreiben sind. Folglich sind 76 der CCs tats¨achliche Begleitsterne. Die errechnete Begleitsternh¨aufigkeit (companion fraction, CF) fu¨r das gesamte Sample ist 4.16 ± 0.10 %. Das Sample wurde weiter aufgeteilt, in Gruppen von unterschiedliche YSO Klassen, verschiedenen Regionen von Orion A und verschiedenen YSO-Oberfl¨achendichten. Die Resultate zeigen, dass die CF mit zunehmendem Entwicklungsgrad der YSOs in allen Samples abnehmen. Am st¨arksten ausgepr¨agt ist dieser Trend im o¨stlichen Sample und in jenem mit geringer
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Sterndichte. Fu¨r das westliche Sample wird eine CF von 2.03±0.7 % berechnet, welche mehr als drei mal geringer ist als die von 7.25 ± 0.28 % fu¨r das ¨ostliche Sample. Diese Resultate scheinen darauf hinzudeuten, dass Mehrfachsternsysteme mit zunehmendem Alter zerfallen, auch dann, wenn sie sich in einer relativ ruhigen Umgebung befinden. Dieser Zerfall wird in Regionen mit ho¨herer Dichte scheinbar beschleunigt. Dem steht entgegen, dass fu¨r das Sample die CF von 6.38 ± 0.23 %, die fu¨r das Sample mit ho¨herer Oberfl¨achendichte, wesentlich ho¨her ist als die CF von 2.58 ± 0.09 %, die fu¨r das Sample mit geringerer Oberfl¨achendichte. Dieser Anstieg der CF mit der Dichte der Umgebung, scheint den vorherig erw¨ahnten Ergebnissen zu widersprechen und gibt Anlass zur Diskussion.