Abstract (deu)
Die Masterarbeit befasst sich mit den geschichtlichen Ereignissen, die mit der politischen Kampagne des „Großen Sprungs nach vorn“ (1958-61) sowie mit der Elitenpolitik der Volksrepublik China unter Mao Zedong 毛泽东 in Zusammenhang stehen.
In der vorliegenden Masterarbeit wird anhand mehrerer Diskursbeiträge, die auf der Konferenz von Lushan (Juli – August 1959) verfasst wurden, nachvollzogen, welchen Einfluss Rhetorik auf den politischen Elitendiskurs der Volksrepublik China ausübte und inwiefern diese für einen einschneidenden historischen Wendepunkt verantwortlich zeichnet. Insbesondere nach der auf dem Lushan geäußerten Kritik am „Großen Sprung nach vorn“ durch wichtige Parteimitglieder wie Peng Dehuai 彭德怀 und Zhang Wentian 张闻天 erscheint es paradox, dass der andauernde Korrekturtrend zugunsten einer erneuten Radikalisierung aufgegeben wurde, denn zu diesem Zeitpunkt waren bereits eklatante Probleme in der Wirtschaft bekannt und die „Große Sprung“-Hungersnot hatte in Teilen des Landes bereits eingesetzt. Nichtsdestotrotz gelang es Mao, die Kritiker als „Parteifeinde“ zu deklarieren und die Partei hinter sich und der Politik des Sprungs zu vereinen.
Die Ereignisse der inmitten des „Großen Sprungs“ abgehaltenen Konferenz von Lushan werden rekonstruiert, wobei die Motive der Kritiker und die Gründe Mao Zedongs, den zunächst privaten Brief Peng Dehuais zur offenen Diskussion zu stellen und daraufhin zu einer politischen Grundsatzfrage zu erklären, thematisiert werden. Ausgehend vom persönlichen Brief Pengs wird gezeigt, dass ein Verständnis der politischen Sprache und Formulierungen (tifa) die Voraussetzung dafür darstellt, Kontroversen der chinesischen Elitenpolitik interpretieren zu können. Dabei wird verdeutlicht, dass die Argumentationsstrategien der Diskursteilnehmer und nicht Rationalität den politischen Diskurs und folglich die politischen Entscheidungen bestimmten.