Im Jahr 1982 hielt Michel Foucault Vorlesungen am Collège de France unter dem Titel Hermeneutik des Subjekts. Thematisch schließen sie an die beiden Monographien Der Gebrauch der Lüste und Die Sorge um sich an, denn auch sie behandeln antike Techniken der Selbsterziehung und -bildung. Im Unterschied zu letzteren allerdings beschränken sich die Vorlesungen nicht auf den Bereich der Sexualität. In ihnen wird das Thema der Selbsttechniken in allgemeinerer Gestalt untersucht. Foucault interpretiert Texte der griechischen und römischen Antike und entnimmt ihnen, dass das Subjekt nur über eine Arbeit an sich selbst Zugang zur Wahrheit und zu einer bestimmten Seinsweise erlangen kann. Erkenntnisakte allein seien dafür nicht ausreichend. Erst mit René Descartes sei die Selbstpraxis vollends zugunsten der Selbsterkenntnis vernachlässigt worden, wie Foucault an den Meditationen darzulegen versucht. In einem Text aus den frühen 1970er Jahren mit dem Titel Mein Körper, dieses Papier, dieses Feuer, der die Antwort auf eine Kritik Jacques Derridas an seinem Werk Wahnsinn und Gesellschaft enthält, wird den Meditationen allerdings eine andere Interpretation zuteil. Foucault unterstellt dem meditierenden Subjekt in Descartes’ Werk, es konstituiere sich im Zuge meditativer Praktiken selbst. In dieser Lesart weist Foucault einen asketischen Strang im Text auf, der notwendiger Bestandteil des Subjektivierungsprozesses sei, welcher sich in den Meditationen ausdrücke. Damit hält Foucault schon vor den 1980er Jahren und der sogenannten ethischen Phase seines Denkens eine Form von Subjektivität für möglich, in der sich das Subjekt durch eine geistige Praxis entscheidend selbst konstituiert und sich nicht einfachhin als Effekt heteronomer Praktiken erweist.
Im Jahr 1982 hielt Michel Foucault Vorlesungen am Collège de France unter dem Titel Hermeneutik des Subjekts. Thematisch schließen sie an die beiden Monographien Der Gebrauch der Lüste und Die Sorge um sich an, denn auch sie behandeln antike Techniken der Selbsterziehung und -bildung. Im Unterschied zu letzteren allerdings beschränken sich die Vorlesungen nicht auf den Bereich der Sexualität. In ihnen wird das Thema der Selbsttechniken in allgemeinerer Gestalt untersucht. Foucault interpretiert Texte der griechischen und römischen Antike und entnimmt ihnen, dass das Subjekt nur über eine Arbeit an sich selbst Zugang zur Wahrheit und zu einer bestimmten Seinsweise erlangen kann. Erkenntnisakte allein seien dafür nicht ausreichend. Erst mit René Descartes sei die Selbstpraxis vollends zugunsten der Selbsterkenntnis vernachlässigt worden, wie Foucault an den Meditationen darzulegen versucht. In einem Text aus den frühen 1970er Jahren mit dem Titel Mein Körper, dieses Papier, dieses Feuer, der die Antwort auf eine Kritik Jacques Derridas an seinem Werk Wahnsinn und Gesellschaft enthält, wird den Meditationen allerdings eine andere Interpretation zuteil. Foucault unterstellt dem meditierenden Subjekt in Descartes’ Werk, es konstituiere sich im Zuge meditativer Praktiken selbst. In dieser Lesart weist Foucault einen asketischen Strang im Text auf, der notwendiger Bestandteil des Subjektivierungsprozesses sei, welcher sich in den Meditationen ausdrücke. Damit hält Foucault schon vor den 1980er Jahren und der sogenannten ethischen Phase seines Denkens eine Form von Subjektivität für möglich, in der sich das Subjekt durch eine geistige Praxis entscheidend selbst konstituiert und sich nicht einfachhin als Effekt heteronomer Praktiken erweist.