Abstract (deu)
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, herauszufinden, ob die Steueraffären Lux Leaks, Panama Papers und Paradise Papers Anstöße für eine Europäisierung der Steuerpolitik im Bereich der Unternehmensbesteuerung gegeben haben. Dazu werden die Aktivitäten der EU-Institutionen für jeweils einen Zeitraum von vier Jahren vor und nach der Veröffentlichung von Lux Leaks Ende 2014 verglichen. Insbesondere kann eine deutlich höhere Anzahl an Gesetzesvorlagen der Europäischen Kommission festgestellt werden. Außerdem geht aus der Arbeit hervor, dass die EU-Kommission seit 2014 verstärkt ihre Kompetenz im Wettbewerbsrecht nutzt und in zahlreichen Beihilfeverfahren gegen Unternehmen wie auch EU-Mitgliedstaaten und ihre Steuervorbescheide vorgeht.
Beide Erkenntnisse lassen den Schluss zu, dass die Steueraffären Anstöße für eine Europäisierung gegeben haben. In beiden Fällen sind neofunktionalistische Dynamiken zu beobachten. Eine Verschiebung der institutionellen Balance kann nur insofern festgestellt werden, als dass die EU-Kommission nach Bekanntwerden der Steueraffären gewichtige Entscheidungen in Steuerprüfverfahren getroffen hat und dabei auch gegen die Interessen von Mitgliedstaaten entschied.