Abstract (deu)
Das Geben und Nehmen zwischen Männer- und Frauenfiguren im Prosalancelot ist Thema der vorliegenden Masterarbeit. Untersucht werden das Gabenverhalten des Protagonisten sowie die Gaben der Frauen an ihn. Vor dem Hintergrund gabentheoretischer Texte, die das Geben und Nehmen sowie die Reziprozität dieser Vorgänge beschreiben, erfolgt eine Analyse ausgewählter Textstellen. Wie Dinge in den Text eingeführt werden und welche Funktionen sie für die Handlung und Figuren haben, wird in der Untersuchung ergründet. Lancelot ist ein nicht nur sexuell begehrenswerter Ritter, weshalb er von jungfrauw bis frauwe mit allerlei dinc beschenkt wird. Die Dinge, die (weiter-)gegeben und genommen werden, symbolisieren die Beziehung des Helden zur jeweiligen Geberin. Dabei ist eine sexuelle Konnotation nur bei Dingen von Frauen vorhanden, mit denen der Held keine sexuelle Beziehung eingeht – unabhängig davon, ob es sich um eine Gabe oder einen Dingtransfer handelt. Seiner Geliebten, der Königin, und seiner Ziehmutter kommen dabei besondere Rollen zu. Alle Frauen sind Gebende, manche davon auch Nehmende, Lancelot hingegen mehr ein Nehmer denn ein Geber. Sein Geben bedarf hinsichtlich der Regeln des Schenkens jedoch einer geringeren Weiterentwicklung als sein Nehmen. Während Lancelots Annahmereaktion abhängig von mehreren Umständen zu sein scheint, darunter beispielsweise die höfische Öffentlichkeit, ist den meisten im Text eingeführten Dingen gemein, verschiedene Erzählstränge sowie Figurenverbindungen miteinander zu verknüpfen und auch Handlungsverläufe zu beeinflussen. Nur wenige der Dinge verändern ihren Zustand und werden vermenschlicht, indes Lancelot eher dazu geneigt ist, durch Dinge ersetzt zu werden.