Abstract (deu)
Im Zentrum dieser Arbeit steht das Leben der Wiener Kommunistin Hilde Koplenig (1904-2002). Ihre Biographie wird im Spannungsfeld von Identität, Geschlecht und Erinnerung verortet. Vor dem Hintergrund der österreichischen Geschichte der Ersten und Zweiten Republik sowie der transnationalen Geschichte des Kommunismus und wirkmächtiger Geschlechternormen wird Hilde Koplenig als historisches Subjekt und Akteurin in der Geschichte sichtbar gemacht. Thematisiert werden in diesem Zusammenhang ihre Beteiligung am politischen Widerstand der organisierten Arbeiter_innenbewegung gegen den Austrofaschismus sowie im sowjetischen Exil gegen den Nationalsozialismus. Vor dem historischen Hintergrund der Zweiten Republik und der Realgeschichte des Kommunismus findet der widersprüchliche Distanzierungsprozess Hilde Koplenigs von der KPÖ bzw. vom Kommunismus sowjetischer Prägung besondere Aufmerksamkeit. Insgesamt wird analysiert, welche eigenen Deutungsperspektiven, Narrative und Erinnerungskonstruktionen sie in Bezug auf die erlebte Zeit in ihren Selbstzeugnissen konstruierte. In der Analyse und Darstellung der autobiographischen Praxis Hilde Koplenigs werden geschlechtsspezifische Erfahrungen und Handlungsräume sowie ambivalente Verarbeitungsweisen von erlebter Geschichte deutlich.