Abstract (deu)
Die Stressforschung wurde in der Dolmetschwissenschaft bereits ausführlich behandelt (Dean & Pollard 2001), wobei zuvor wissenschaftlich unfundierte Behauptungen darüber, dass Dolmetschen mit Stress verbunden sei, auf den Prüfstand gestellt wurden. Eine Reihe von empirischen Stressstudien wurde durchgeführt, um die umweltbedingten, psychologischen und physiologischen Belastungen, unter denen Dolmetscher arbeiten, zu untersuchen. Rezente Studien versuchten, die Zusammenhänge verschiedener Daten (Arbeitsumgebung; mentaler, emotionaler und physiologischer Stress; Leistung) aufzuzeigen (Bontempo & Napier 2011). Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Stresstheorien nach Selye (1976) und Lazarus und Folkman (1984), den Auswirkungen von Stress und stellte den Forschungsstand in der Dolmetschwissenschaft zur untersuchten Thematik vor. Darüber hinaus wurde die Thematik der Stressbewältigung theoretisch aufbereitet und das Demand-Control Schema von Dean und Pollard (2001) präsentiert. Im empirischen Teil dieser Masterarbeit werden die Ergebnisse einer qualitativen Inhaltsanalyse analysiert, dessen Ziel es war, zu untersuchen, wie DolmetscherInnen arbeitsbezogenen Stress bewältigen und ob sich Stressoren und beziehungsweise oder Stressbewältigungsstrategien aus der subjektiven Wahrnehmung der TeilnehmerInnen aufgrund der Coronavirus-Pandemie verändert haben. Um diese Frage beantworten zu können, wurden vier leitfadengestützte Experteninterviews durchgeführt. Die Studie bietet aufschlussreiche Informationen zu dem Stressempfinden und der Stressbewältigung unter DolmetscherInnen. Das Stressempfinden der DolmetscherInnen wird durch unzählige Faktoren wie beispielsweise Berufserfahrung oder Dolmetschsetting beeinflusst und ist, ebenso wie die Stressbewältigungsstrategien, sehr individuell.