Abstract (deu)
Lebensraumzerstörung und -degradation sind entscheidende Ursachen für das Aussterben von Arten in der aktuellen Biodiversitätskrise. Deshalb konzentriert sich die Forschung zunehmend auf die Frage, welche Eigenschaften es einigen Arten ermöglichen, degradierte Lebensräume zu nutzen, während andere dies nicht können. Besonders wenig ist darüber bekannt, wie die trophische Position einer Art oder deren Nischenbreite ihre Fähigkeit beeinflusst, in degradierten Habitaten fortzubestehen und darüber, wie sich trophische Interaktionen verändern, wenn Waldökosysteme gestört werden, obwohl die Konsequenzen solcher Änderungen weitreichend sein können. In dieser Studie verwenden wir stabile Stickstoffisotopenverhältnisse (15N:14N, angegeben als δ15N), um trophische Positionen und Nischenbreiten von Unterwuchsvogelarten, die im Altwald oder Sekundärwald in den pazifischen Tieflagen Costa Ricas vorkommen, zu quantifizieren und zu vergleichen. Unsere Daten zeigen, dass die trophische Position einer Art und nicht ihre Nischenbreite darüber entscheidet, ob diese nach einer Waldstörung dort weiter vorkommt oder nicht. Arten, die im Altwald eine niedrige trophische Position hatten, sind im Sekundärwald eher verschwunden als Arten mit höherer trophischer Position im Altwald. Dieses Muster wurde höchstwahrscheinlich durch die Einwanderung relativ großer, spezialisierter Sekundärwaldvogelarten in die Sekundärwälder verursacht, die sich dort sehr vielseitig von Nahrungsressourcen mit hoher trophischer Position ernähren. Das führt dazu, dass die Generalisten im Sekundärwald ihre trophische Position im Vergleich zu ihren Artgenossen im Altwald reduzieren. Dies ist – soweit uns bekannt - die erste Studie, die einen systematischen Effekt der trophischen Position auf den teilweisen Fortbestand einer Vogelartengemeinschaft in einem gestörten Waldökosystem aufzeigt. Sie trägt daher dazu bei, die Konsequenzen von Lebensraumdegradation auf Arten und den naturschutzfachlichen Wert von Sekundärwäldern besser zu verstehen.