Abstract (deu)
Die Anerkennung und die Entwicklung eines ‚österreichischen Deutsch‘ war nach dem Zwei-ten Weltkrieg eine linguistische sowie auch eine politische Ambition. In dieser Arbeit wird am Beispiel der österreichisch-sowjetischen Linguistin Elise Riesel der Beitrag der sowjetischen (russisch-marxistischen) Linguistik zur Bildung der Theorie sprachlicher ‚Plurizentrik‘ und zur Konzipierung des ‚österreichischen Deutsch‘ untersucht. Die bisher bekannte Biografie Elise Riesels wird durch Auswertung von Archivdokumenten vervollständigt, besondere Aufmerksamkeit wird dabei ihren Leistungen in Österreich von 1945 bis 1947 geschenkt. Das Leben Riesels weist eine Reihe von Verbindungen zum Politiker und Schriftsteller Ernst Fischer auf, der eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der Sprachpolitik in Österreich nach dem II. Weltkrieg spielte. Diese Verbindungen werden untersucht, und die Stellung des ‚österreichisches Deutsch‘ im Wiederaufbau Österreichs wird analysiert. Methodisch folgt die Untersuchung der qualitativen Inhaltsanalyse nach Udo Kuckartz in Form einer inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse. Zur Frage des Beitrags von Elise Riesel zur Erforschung der ‚nationalen Varietäten‘ des Deutschen und zur Bildung der Theorie sprachlicher ‚Plurizentrik‘ werden bisher unbeleuchtete Aspekte ihres Schaffens in diesem Forschungsfeld und deren Einfluss auf die (Wieder-)Verwendung des österreichischen Deutsch analysiert. Weiters wird auch auf den sowjetischen Einfluss auf Ernst Fischers Bemühungen, österreichisches Deutsch als Identitätsmerkmal in der österreichischen Bildungspolitik zu verankern, eingegangen.