Abstract (deu)
Vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit den psychosozialen Wechselwirkungen von Paartanz. Studien haben gezeigt, dass Bewegung und Tanz in klinischen sowie nicht-klinischen Kontexten eine positive Wirkung auf körperliche und psychische Gesundheit haben. Musikalische Aktivität wie Tanz verstärkt die Selbstwirksamkeit, synchrone Bewegung in Gemeinschaft fördert das Zugehörigkeitsgefühl. Die Umwelt kann neu erlebt und bewertet werden.
Erstmalig wird am Beispiel des neu auflebenden Paartanzes Lindy Hop explorativ untersucht, welche personalen, emotionalen und soziale Wechselwirkungen durch regelmäßige Tanzpraxis erfahrbar sind und wie sich diese als Ressourcen auf den Alltag übertragen lassen.
Dieser Swing-Tanz der 1930er Jahre bietet ein wegweisendes Konzept für die heutige Gesellschaft, in dem die Fixierung von zugeschriebenen Rollen aufgebrochen wird. Daraus ergibt sich die Hypothese, dass die flexible Wahrnehmung von Genderrollen ein Übungsfeld für die alltägliche Beziehungsgestaltung bietet. In einer qualitativen Untersuchung ergaben halbstandardisierte Interviews mit Lindy-Hop Tänzer*innen, dass sie die „Spielregeln“ des Lindy Hop konträr zu anderen Paartänzen und auch zum Alltag wahrnehmen. Die Architektur des Tanzes und seine Regeln schaffen einen offenen, toleranten und flexiblen Rahmen, der zu einem Übungsfeld für verschiedene Lebenssituationen wird. Das emanzipatorische Potenzial des Lindy Hop kreiert Spielräume, die weit über die Tänzfläche hinausgehen.