Abstract (deu)
Diese Arbeit untersucht die diskursive Darstellung der Beziehung zwischen Puerto Rico und den Vereinigten Staaten sowie die Entwicklung dieser Darstellung seit dem frühen 20. Jahrhundert auf der juridischen und politischen Diskursebenen, mit Schwerpunkt auf Identität und Othering. Sie besteht aus einer diachronen Diskursanalyse von vier Texten: der Auffassung des US-Verfassungsgerichts im Fall Balzac v. Porto Rico (1922), dem Kapitel „Intermezzo: Una nave al garete“ aus der Aufsatzsammlung Insularismo von Antonio S. Pedreira (1934), der Auffassung des puerto-ricanischen Verfassungsgerichts im Fall Pueblo v. Sánchez Valle (2015) und der Auffassung des US-Verfassungsgerichts im Fall Puerto Rico v. Sanchez Valle (2016). Die Theorien von Naoki Sakai bezüglich Bordering und Regime of homolingual address tragen zur Orientierung der Analyse bei.
Der Diskurs der beiden früheren Texte neigt dazu, Puerto Ricaner und kontinentale US-Amerikaner als grundsätzlich unterschiedliche und deshalb unvereinbare Gruppen darzustellen, die durch Merkmale wie Sprache, Kultur, ethnische Herkunft und geographische Lage oder Abgeschiedenheit leicht auseinanderzuhalten sind. Der Diskurs der beiden späteren Texte unterscheidet zwar immer noch zwischen Puerto Rico und den restlichen USA, aber in geringerem Maße, denn er ist größtenteils frei von solchen vermeintlich naturgegebenen Unterscheidungsmerkmalen und baut stattdessen hauptsächlich auf Rechtsbegriffen und Präzedenzfällen, um den aktuellen politischen Status Puerto Ricos und dessen Beziehung zu den Vereinigten Staaten zu eruieren. Die Endgültigkeit der angeblich selbstverständlichen Unterschiede zwischen Puerto Rico und dem Rest der USA im Diskurs des frühen 20. Jahrhunderts ist im frühen 21. Jahrhundert einer flexibleren Darstellung gewichen, die Heterogenität anerkennt und die Möglichkeit extradiskursiven Wandels einräumt.