Abstract (deu)
In dieser Masterarbeit werden die überproportionale Armutsgefährdung erwerbstätiger Frauen und deren arbeitsmarktspezifischen Ursachen anhand einer Sekundäranalyse österreichischer EU-SILC Mikrodaten (2008/2018) dargestellt. Basierend auf dem Indikator zu Armut und Beschäftigung von Knittler und Heuberger (2018) wird Erwerbsarmut auf individueller Ebene betrachtet, um geschlechtsspezifische Unterschiede sichtbar zu machen und um zu überprüfen, ob sich die Situation der working poor in den letzten Jahren verändert hat. Zur Identifizierung der individuellen Erwerbsarmut wurden persönliche Einkommen und haushaltsspezifische Armutsschwellen verwendet, um die Relevanz des Haushaltskontextes trotz der Fokussierung auf die individuelle Situation zu berücksichtigen. Die Studie zeigt mittels Kontingenz- und binär-logistischen Regressionsanalysen, dass Frauen stärker von Erwerbsarmut betroffen sind als Männer und die Situation der working poor unverändert prekär bleibt. Atypische Beschäftigungsformen und Niedriglöhne häufen sich vor allem in feminisierten Berufssparten. Diese führen zu erhöhten Erwerbsarmutsquoten. Während für Männer das Erwerbseinkommen oft ausreicht, um sich vor Armut zu schützen, sind für Frauen auch andere Einkommen und (Sozial-)Leistungen von Bedeutung. Aufgrund der benachteiligten Situation am Arbeitsmarkt bedeutet dies, dass Frauen in Paarhaushalten häufig finanziell von ihrem Partner*ihrer Partnerin abhängig sind, was im Falle einer Trennung oder im Todesfall des Partners*der Partnerin schwerwiegende Folgen für ihre Lebenssituation haben kann. Dieses Abhängigkeitsverhältnis widerspricht zudem der Idee der Frauenemanzipation, die eng mit der Möglichkeit der eigenen Existenzsicherung verbunden ist.