Abstract (deu)
Die Frage nach Ansprüchen an die Erwerbsarbeit greift sehr viele unterschiedliche Dimensionen und Merkmale eines Berufes auf. Bei der Formulierung, dieser orientieren sich Personen an Normen und Werten ihres sozialen Umfeldes, wodurch die unterschiedlich mitgebrachten Voraussetzungen durch die Herkunft eine wichtige Rolle einnehmen. Welche Ansprüche an die Erwerbsarbeit von männlichen Jugendlichen in Wien, die von sozialer Benachteiligung betroffen sind, entwickelt werden, wird in dieser Arbeit untersucht. Dies erfolgt durch die Auswertung einer Längsschnittstudie in einem Zeitraum von drei Jahren, zwischen dem letzten Jahr an einer Neuen Mittelschule bis zu den ersten praktischen Erfahrungen in der Lehre. Durch die Längsschnittanalyse können Aushandlungsprozesse und Veränderungen der Ansprüche der Jugendlichen identifiziert werden. Die Analyse zeigt, dass die Jugendlichen sehr weitgefasste Ansprüche an die Erwerbsarbeit formulieren, die sich sowohl in subjektivistische als auch zweckrationale Handlungsmotive einbetten lassen. Forderungen nach Kreativität, Lernmöglichkeiten, Anerkennung und Respekt sind besonders in den ersten beiden Wellen zu erkennen. Ansprüche, die ihren Argumentationsursprung in der Zweckrationalität haben, rücken mit Beginn der Lehre grundsätzlich stärker in den Fokus. Im Längsschnitt ist zudem zu erkennen, dass Weiterbildungen, sowohl bezogen auf eine persönliche Entfaltung als auch auf der institutionellen Ebene außerhalb der regulären Lehre im Laufe der Wellen immer konkreter werden. Im Hinblick auf das soziale Umfeld, konnte die Längsschnittanalyse zeigen, dass durch prekäre Familienverhältnisse und finanzielle Belastungen Ansprüche wie Aufstiegsmöglichkeiten und höhere monetäre Vergütung an Bedeutung gewinnen.