Abstract (deu)
Nicaragua zog im Jahr 2001 vor den Internationalen Gerichtshofs in Den Haag, um gegen das Seerechtsabkommen Esguerra-Bárcenas mit Kolumbien aus dem Jahr 1928 vorzugehen. Schließlich bekam Nicaragua im November 2012 große Flächen Meeresgebiet in der Südwestkaribik rund um den Archipel San Andrés, Providencia und Santa Catalina zugesprochen. Kolumbien akzeptiert die Entscheidung nicht, ist in der Folge aus dem Pakt von Bogotá ausgetreten und kämpft weiter gegen das Urteil an. Die Auswirkungen des Gebietsverlusts auf die Bevölkerung der Insel wird in dieser Masterarbeit untersucht. Der Archipel fühlt sich von Kolumbien vernachlässigt, fordert mehr Mitbestimmung auf politischer Ebene. Die angestammte Bevölkerung der Raizales fühlt sich auf San Andrés unterdrückt. Durch den forcierten Zuzug von Menschen vom kolumbianischen Festland und aus dem Ausland wurden Raizales zur Minderheit auf der Insel. Die formal wenig gebildete Bevölkerungsgruppe findet nur schwer ein ökonomisches Auskommen. Vor allem junge Menschen suchen Bildungschancen und Arbeit auf dem Festland. Die Verbliebenen sind mitunter für kriminelle Machenschaften zu gewinnen. Der Archipel ist ein strategisch wichtiger Ort im kolumbischen Geschäft des Drogenschmuggels. Junge Raizales, die das Meer besonders gut kennen, eignen sich für Hilfstätigkeiten auf dem Meer, wie das Auftanken der Boote vom Festland Richtung USA. Das schnell verdiente Geld zieht Jugendliche an, denen sich auf der Insel wenig andere Chancen eröffnen. San Andrés leidet unter der Kriminalität, die nicht mehr nur im Verborgenen stattfindet. Streitigkeiten unter Drogenbanden werden mittlerweile auf offener Straße ausgetragen. Gleichzeitig bringt der vom Staat geförderte Massentourismus der lokalen Bevölkerung nur wenig Nutzen. Die Menschen fordern konkrete Pläne für eine Neuausrichtung, hin zu nachhaltigem Tourismus. Die ständige Wasserknappheit tut das übrige, um Akteur*innen aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft gegeneinander aufzubringen. Die Auswirkungen auf wirtschaftlicher, ökologischer, kultureller und politischer Ebene, auf Gruppen wie die traditionellen Fischer, auf Tourismus und Umwelt, werden in dieser Arbeit analysiert. Dazu wurden zehn Personen auf San Andrés interviewt.