Hanna Sukares Roman „Schwedenreiter“ beschäftigt sich mit dem Thema Erinnerungskultur anhand der realen Geschichte von mehreren Wehrmachtsdeserteuren im Jahr 1944 im Gemeindegebiet von Goldegg im Bundesland Salzburg. Der Titel der vorliegenden Arbeit „Verweigerte Erinnerung an Deserteure“ weist darauf hin, dass diese Gruppe im kollektiven Gedächtnis der Ortsbevölkerung nicht als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt wird und in der Erinnerungskultur größtenteils unberücksichtigt bleibt. Als Leitbegriffe für die Analyse des Textes wurden die beiden erinnerungskulturellen Funktionen Gedächtnis-bildung und Gedächtnisreflexion herangezogen. Unter dem Aspekt der Gedächtnisbildung beschreibt Sukare das Leid dieser Opfergruppe und ihrer Angehörigen anhand der Figur des Enkels eines Deserteurs und zeichnet ein neues, gegensätzliches Bild in Bezug auf die Motive der Kriegsdienstverweigerer und die Auswirkungen ihrer gesellschaftlichen Ächtung. Aspekte der Gedächtnisreflexion stellt die Autorin anhand der Ortschronik dar, einem Medium der Erinnerungskultur, in dem die Deserteure aufgrund der ungenügenden Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit noch im Jahr 2008 im Jargon der NS-Ideologie als „Landplage“ verunglimpft wurden und in der ein ehemaliger NS-Funktionär als Zeuge zu Wort kommen konnte. Sie expliziert, wie hegemoniale Gedächtnisversionen zustande kommen und wie sie – einmal fixiert – weiter tradiert werden, auch wenn sie auf Gerüchten und bewusst verfälschten Erzählungen beruhen. Durch ihre Recherche der tatsächlichen Geschehnisse rund um die Deserteursgeschichte zeigt sie die missglückte Entnazifizierung am Beispiel eines ehemaligen NS-Täters und die Haltung von Parteien und Kirche dazu auf. Sukare gibt mit ihrem Buch der Opfergruppe der Deserteure eine Stimme, die im kollektiven Gedächtnis fehlt. Sie plausibilisiert das erzählte Geschehen, indem sie auf das kommunikative und kulturelle Gedächtnis ihrer Leser_innen Bezug nimmt und authentifiziert ihre Darstellung durch die Recherche in Dokumenten und Archiven.
Hanna Sukares Roman „Schwedenreiter“ beschäftigt sich mit dem Thema Erinnerungskultur anhand der realen Geschichte von mehreren Wehrmachtsdeserteuren im Jahr 1944 im Gemeindegebiet von Goldegg im Bundesland Salzburg. Der Titel der vorliegenden Arbeit „Verweigerte Erinnerung an Deserteure“ weist darauf hin, dass diese Gruppe im kollektiven Gedächtnis der Ortsbevölkerung nicht als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt wird und in der Erinnerungskultur größtenteils unberücksichtigt bleibt. Als Leitbegriffe für die Analyse des Textes wurden die beiden erinnerungskulturellen Funktionen Gedächtnis-bildung und Gedächtnisreflexion herangezogen. Unter dem Aspekt der Gedächtnisbildung beschreibt Sukare das Leid dieser Opfergruppe und ihrer Angehörigen anhand der Figur des Enkels eines Deserteurs und zeichnet ein neues, gegensätzliches Bild in Bezug auf die Motive der Kriegsdienstverweigerer und die Auswirkungen ihrer gesellschaftlichen Ächtung. Aspekte der Gedächtnisreflexion stellt die Autorin anhand der Ortschronik dar, einem Medium der Erinnerungskultur, in dem die Deserteure aufgrund der ungenügenden Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit noch im Jahr 2008 im Jargon der NS-Ideologie als „Landplage“ verunglimpft wurden und in der ein ehemaliger NS-Funktionär als Zeuge zu Wort kommen konnte. Sie expliziert, wie hegemoniale Gedächtnisversionen zustande kommen und wie sie – einmal fixiert – weiter tradiert werden, auch wenn sie auf Gerüchten und bewusst verfälschten Erzählungen beruhen. Durch ihre Recherche der tatsächlichen Geschehnisse rund um die Deserteursgeschichte zeigt sie die missglückte Entnazifizierung am Beispiel eines ehemaligen NS-Täters und die Haltung von Parteien und Kirche dazu auf. Sukare gibt mit ihrem Buch der Opfergruppe der Deserteure eine Stimme, die im kollektiven Gedächtnis fehlt. Sie plausibilisiert das erzählte Geschehen, indem sie auf das kommunikative und kulturelle Gedächtnis ihrer Leser_innen Bezug nimmt und authentifiziert ihre Darstellung durch die Recherche in Dokumenten und Archiven.