Abstract (deu)
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wieso Menschen schuldhaft falsche Überzeugungen erlangen, die zur Folge haben, dass Böses ohne Kenntnisnahme der moralischen Implikationen verübt wird. Während ich mir bewusst bin, dass die Gründe, Böses zu tun, nicht auf eine einzige Ursache zurückgeführt werden können, argumentiere ich, dass Böses sehr häufig im Glauben moralischer Rechtfertigung verübt wird. In dieser Arbeit wird die These vertreten, dass das Phänomen der nicht-intentionalen Selbsttäuschung herangezogen werden kann, um solche Fälle von moralisch falschem Handeln zu erklären. Ich verteidige eine modifizierte Version der Theorie zur Selbsttäuschung von Alfred Mele, in welcher die Ursache der Täuschung auf die falsche Analyse von Daten, basierend auf einer motivationsbedingten Voreingenommenheit, zurückgeführt wird. Weiters argumentiere ich,
dass kollektive Selbsttäuschung bezüglich moralischer Überzeugungen zu einem Zustand
führen kann, in dem ein moralisches Wertesystem von einem Kollektiv neu interpretiert wird,
was eine langfristige Sanktionierung schadhafter Praktiken zur Folge hat. Ich ziehe den
Schluss, dass nicht-intentionale Selbsttäuschung eine Erklärung dafür bietet, wieso Menschen, die sich der Moral und dem rationalen Denken grundsätzlich verpflichtet fühlen, Böses tun, ohne sich dessen bewusst zu sein.