Abstract (deu)
Politischer Wettbewerb zwischen Parteien vollzieht sich bis zu einem gewissen Grad entlang verschiedener politischer Themen („issues“). Wie die einzelnen Parteien mit den jeweiligen Themen verbunden sind, folgt dabei bestimmten Mustern. Manche Parteien werden häufiger mit einem Thema assoziiert als andere oder als kompetenter als ihre politischen Mitbewerber eingeschätzt, um mit dem jeweiligen Thema umzugehen. Diese Muster werden mit dem Begriff Themenführerschaft („issue ownership“) beschrieben.
Diese Masterarbeit untersucht ob und unter welchen Umständen die Wahrnehmungen solcher Themenführerschaften durch den Konsum unausgewogener Medienberichterstattung beeinflusst wird. Unter unausgewogener Medienberichterstattung („media bias“) wird in diesem Zusammenhang eine ungleiche Behandlung von politischen Akteuren verstanden, die sich weder auf strukturelle Unterschiede zwischen Partien zurückführen lässt, noch auf Unterschiede in den Kommunikationsaktivitäten der Parteien selbst. Ein solcher Einfluss wird erwartet, wenn Parteien in der Medienberichterstattung über ein Thema sichtbarer sind oder besser bewertet werden als ihre Mitbewerber und diese Berichterstattung auf Rezipienten trifft, die dafür empfänglich sind (z.B. Personen ohne existierende Wahrnehmung bezüglich ‚Themenführerschaft‘ oder Personen mit einem hohem Medienvertrauen).
Diese Erwartung wird in dieser Masterarbeit im Kontext des österreichischen Nationalratswahlkampfes 2017 untersucht, indem Inhaltsanalysen der Zeitungsberichterstattung und der Kommunikationsaktivitäten der Partien mit Umfragedaten verknüpft werden (AUTNES 2017). Mittels konditionaler logistischer Regressionen (mit einer verzögerten abhängigen Variablen) wird dabei die Wahrscheinlichkeit bestimmt, dass eine Partei (SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grüne, NEOS, Liste Pilz) als ‚Themenführer‘ (Assoziation oder Kompetenz) von sieben verschiedenen Themen wahrgenommen wird („Arbeitsmarkt und Beschäftigung“, „Zuwanderung“, „Europäische Integration“, „Wirtschaftspolitik“, „Umweltpolitik“, „Korruption“, „Pensionen“).
Die Ergebnisse zeigen, dass Zeitungen sich darin unterscheiden, wie sie Parteien in ihrer Berichterstattung über bestimmte Themen behandeln, so dass Zeitungsleser mit unterschiedlichen Informationen über die V erbindung zwischen Parteien und Themen konfrontiert sind. Allerdings hat diese Berichterstattung nur für bestimmte Gruppen einen signifikanten Effekt auf die Wahrnehmung von Themenführerschaften. Ob Personen bereits
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etablierte Vorstellungen darüber haben, welche Parteien sie mit einem Thema assoziieren oder welcher Partei sie die meiste Kompetenz bei einem Thema zuschreiben, sowie das Ausmaß ihrer Parteienambivalenz, ihres Medienvertrauens und ihrer politischen Gewandtheit („political sophistication“), wirken sich darauf aus, ob sie durch ‚unausgewogene Medienberichterstattung‘ beeinflusst werden können oder nicht. Welche Merkmale in diesem Kontext von Bedeutung sind und auf welche Art und Weise, variiert jedoch zwischen den verschiedenen Themen, sowie zwischen den unterschiedlichen Merkmalen der Berichterstattung (Sichtbarkeit und Bewertung der Parteien).