Abstract (deu)
Obwohl sich die meisten Menschen einig sind, dass der Klimawandel zu den drängendsten Herausforderungen unserer Zeit gehört, versäumen sie es, umweltfreundliche Maßnahmen zu ergreifen. Während dieser „value-action gap“ gut dokumentiert ist, bleibt unser Verständnis der zugrundeliegenden Verhaltensprozesse dürftig. Im Einklang mit der offenen, interdisziplinären Ausrichtung der Humanökologie greift diese Arbeit auf Erkenntnisse aus verschiedenen Bereichen der Verhaltenswissenschaften zurück, wie zum Beispiel der Psychologie und der Verhaltensökonomie, ergänzt durch eine evolutionäre Perspektive, um die Determinanten klimafreundlichen Verhaltens zu untersuchen. Darauf basierend wurden die folgenden drei Faktoren identifiziert, die als interne Barrieren für die Umsetzung von Bedenken bezüglich des Klimawandels in Handlungen wirken können und somit umweltfreundlichen Verhaltensänderungen entgegenwirken. Es wird argumentiert, dass Individuen Schwierigkeiten haben, ihre Werte und ihr Wissen in Handlungen umzusetzen, wenn: a) umweltfreundliche Handlungen nicht zu unmittelbaren Ergebnissen führen (Unmittelbarkeit); b) die Handlungen nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eine Auswirkung auf die Umwelt haben (Unsicherheit); und c) die individuellen Beiträge zur Minderung des Klimawandels marginal sind (Marginalität). Dies wird damit begründet, dass diese Faktoren es erschweren können, die Implikationen der eigenen Handlungen vollständig zu erfassen. Ziel dieser Arbeit war es, den gleichzeitigen Einfluss der Barrieren auf die umweltfreundliche Entscheidungsfindung und deren Moderation durch persönliche Faktoren empirisch zu untersuchen. Zu diesem Zweck wurde ein Online-Experiment entwickelt, das das Verhalten in einem stilisierten sozialen Dilemma-Spiel mit kollektivem Umweltrisiko untersuchte. Dies ermöglichte es, die zugrundeliegenden kognitiven und verhaltensbezogenen Faktoren der Barrieren empirisch zu erforschen und tatsächliche Entscheidungen zu untersuchen, um zu erklären, wie verschiedene Faktoren das Umweltverhalten als Determinanten des „value-action gaps“ beeinflussen. Die gleichzeitige Untersuchung aller Barrieren ergab, dass Unmittelbarkeit die stärkste Barriere für das Beitragen und das Erreichen des Klimaziels war und damit den „value-action gap“ vergrößerte. Auch die Unsicherheit über die Auswirkung der Handlungen erwies sich im Klimaspiel als nicht unbedeutend. Die Marginalität stellte jedoch keine signifikante Barriere dar, was an einer zu kleinen Gruppengröße gelegen haben könnte. Darüber hinaus unterstrichen die Ergebnisse die Bedeutung von persönlichen Faktoren. Die Sorge um die Umwelt, Präferenz für verzögerten Nutzen und das Misstrauen gegenüber anderen wirkten sich positiv auf das Beitragsverhalten aus, während ein höherer Grad an kognitiven Fähigkeiten die Beiträge verminderte. Auf Basis dieses Ansatzes konnte ein detailliertes und umfassendes Bild der Determinanten klimafreundlichen Verhaltens gezeichnet werden. Basierend auf der Untersuchung der individuellen Einschränkungen bei der Umsetzung von Wissen und Umweltbewusstsein in Handeln, präsentiert diese Arbeit darüber hinaus Empfehlungen zur Verbesserung einer erfolgreichen Kommunikation und umweltpolitischen Gestaltung zur Verminderung des „value-action gaps“.