Abstract (deu)
In dieser Arbeit wird die Entstehung und Entwicklung von Kurt Schuschniggs Österreich-Ideologie und damit verbunden die von ihm vertretene Auffassung einer eigenständigen österreichischen Identität nachvollzogen, um anschließend die Kernpunkte seiner diesbezüglichen Ansichten während seiner Amtszeit als Bundeskanzler herausarbeiten zu können. Methodisch orientiert sich die Arbeit an der historischen Diskursanalyse und nutzt als zugrundeliegende Primärquellen vor allem die von Schuschnigg selbst verfassten Bücher sowie die zahlreichen in transkribierter Form hauptsächlich in Zeitungsartikeln erhaltenen Reden des letzten österreichischen Kanzlers vor dem ‚Anschluss’. Zunächst wird der starke Einfluss aufgezeigt, den bestimmte Erfahrungen Schuschniggs – wie beispielsweise die Schulzeit in einem katholischen Eliteinternat, der Militärdienst im Ersten Weltkrieg, oder die Unzufriedenheit mit der parlamentarischen Demokratie während seiner frühen Politikerkarriere in der Ersten Republik – auf seine späteren Ansichten zur österreichischen Identität hatten. Die sich aus dem Quellenmaterial ergebenden Hauptaspekte von Schuschniggs Konzeption einer solchen Identität werden in einem zweiten Schritt dargestellt und umfassen ein klares Zugehörigkeitsbekenntnis zum deutschen Gesamtvolk verbunden mit einer Herausstellung des besonderen österreichischen Wesens. Diese österreichische Besonderheit sah Schuschnigg durch den gelebten Katholizismus und, auf dieser Religiosität und dem Glauben an die Vertretung eines ‚wahren Deutschtums’ aufbauend, eine historisch bedingte ‚kulturelle Sendungsmission’ Österreichs gegeben.