Abstract (deu)
Diese Masterarbeit beschäftigt sich mit der jesuitischen Japanmission während des
„christlichen Jahrhunderts“ und der Art und Weise, wie Elemente aus der dortigen Mission im
Jesuitentheater des oberdeutschen Raumes im 17. und 18. Jahrhundert dargestellt wurden. Da
die Jesuitendramen, welche sich als Schul- und Lehrstücke in ganz Europa großer Beliebtheit
und Bekanntheit erfreuten, in der Regel der erste Berührungspunkt des deutschsprachigen
Publikums mit der japanischen Kultur waren, sind sie interessante Quellen für die westliche
Darstellung der Globalmission. Es wird den Fragen nachgegangen, wie japanische Figuren auf
den jesuitischen Bühnen dargestellt wurden und welche Erkenntnisse über die Politik des
Jesuitenordens man heute aus ihrer Rhetorik und Dramaturgie gewinnen kann. Dafür wurden
sechs ausgewählte Periochentexte (zweisprachige Beihefte zu den Dramen in Latein und
Deutsch) herangezogen, die die Japanmission dramaturgisch aufarbeiten bzw. in denen
japanische Figuren die Protagonist*innen stellen. Mithilfe der auktorialen Figurenanalyse
wurde in den Periochen festgemacht, wie die jesuitischen Autoren „gute“ bzw. christlich
gesinnte, und „böse“ bzw. „heidnische“ (buddhistische) Japaner*innen dargestellt haben. Dabei
kristallisiert sich heraus, dass die Jesuiten ihr Theater dafür benutzten, die Japanmission im
Sinne ihrer missionarischen Agenda zu stilisieren. Die Autoren konstruierten konvertierte
Japaner*innen als heldenhafte Märtyrer*innen, aus antichristlichen Herrschern machten sie
blutrünstige Tyrannen. In Hinblick auf den historischen Rahmen der Aufführungen, der von der
Durchsetzung des gegenreformatorischen Humanismus im deutschsprachigen Raum geprägt
war, sind die Periochentexte Zeitdokumente für den gezielten Versuch des Jesuitenordens, die
Bevölkerung im Rahmen eines globalen Missionsnarrativs zu rekatholisieren.