Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit thematisiert die Konstruktion und Imagination der sogenannten Anderen in der Deutsch-als-Zweitsprache-Lehrwerksreihe Pluspunkt Deutsch – Leben in Österreich. Die auch als Othering bezeichneten Prozesse des Anders-Machens werden unter dem Gesichtspunkt hegemonialer Machtverhältnisse betrachtet und analysiert. Dabei stützen die Fremdzuschreibungen das westliche, weiße Wir der Dominanzgesellschaft, deutschlernende Migrant_innen hingegen werden in der Rückständigkeit verortet.
Das Ziel dieser Untersuchung ist es, wesentliche theoretische Konzepte zur Thematik des Othering darzulegen und dieses als ein in Deutschlehrwerken ebenfalls auftretendes Phänomen zu erfassen. Die Überprüfung der These erfolgt über eine Diskursanalyse zu relevanten Kapiteln der Pluspunkt-Kursbücher. Dabei sollen spezifische Mechanismen der Konstruktion der Anderen untersucht und somit Zugehörigkeitsverhältnisse im migrationspolitischen Kontext beleuchtet werden. Mit der Methode der Kritischen Diskursanalyse ist es möglich, einen umfassenden Einblick in die „Konstitution und Konstruktion von Welt“ bzw. den damit zusammenhängenden Machtverhältnissen und „Bedeutungszuschreibungen“ (Keller 2001: 8) zu erhalten. Indem die Untersuchung auf Zusammenhänge sozialer Praxen und deren (Re-)Produktion von Sinnsystemen fokussiert, lässt sich diese Analysemethode über die Textebene hinausgehend auf gegenständliche Manifestationen von Diskursen erweitern. Somit ist für die Lehrwerksanalyse etwa die Einbeziehung von Gesetzestexten, Broschüren, Interviews und massenmedialen Narrativen bzw. öffentlichen Diskussionsprozessen bezüglich der Migrationspolitik in Österreich bedeutend.
Das Deutschlehrwerk als Untersuchungsgegenstand wirft zum einen die Frage auf, inwiefern sich Othering in spezifischen Kontexten vollzieht, zum anderen wie sich Gegenmaßnahmen aus der bildungswissenschaftlichen Praxis gestalten.
Bei dem zu untersuchenden Material handelt es sich um ein Kursbuch aus der Erwachsenenbildung und so sind die an Erwachsene gerichteten Erwartungen und Lernziele zu ergründen, die unter anderem den Richtlinien der gängigen ÖIF-Prüfungsformaten unterliegen. Da Pluspunkt Deutsch laut Selbstbeschreibung bestmöglich auf eine Prüfung „im Rahmen von ‚Deutsch vor Zuzug‘, der Integrationsvereinbarung oder eines Staatsbürgerschaftseintrages“ vorbereiten würde, gilt es, die spezifische Auffassung von Integration und somit von Zugehörigkeitsordnungen innerhalb der österreichischen Gesellschaft zu beleuchten.