Abstract (deu)
Die herausfordernden Situationen, welche PsychotherapeutInnen in ihrem Beruf meistern müssen, stellen Hindernisse des Arbeitsprozesses oder wichtige Informationsquellen für die weitere therapeutische Arbeit dar. Die Umgangsstrategie der PsychotherapeutInnen ist hierbei von entscheidender Bedeutung. Die vorliegende Studie untersucht diese Aspekte der psychotherapeutischen Arbeit und versucht außerdem einen Einblick in die spontanen emotionalen, kognitiven und somatischen Reaktionen von PsychotherapeutInnen unterschiedlicher Berufserfahrung auf berufsbezogene Herausforderungen zu erlangen. Mithilfe einer einmaligen Online-Befragung wurden die Angaben von N = 323 PsychotherapeutInnen verschiedener Karrierephasen (n = 224 Frauen, n = 91 Männer) aus allen neun österreichischen Bundesländern gesammelt. Die Ergebnisse der quantitativen Analyse zeigen, dass berufliche Herausforderungen, die auf externe Faktoren, wie etwa unbeeinflussbare Lebensumstände der KlientInnen, zurückzuführen sind, am häufigsten vorkommen. Für die Auflösung von Schwierigkeiten werden am häufigsten reflektierendes Situationsmanagement sowie Konsultations- und Weiterbildungsmöglichkeiten verwendet. Die Berichte der StudienteilnehmerInnen weisen ferner darauf hin, dass auch die aktive Selbstfürsorge zum konstruktiven Umgang mit beruflichen Herausforderungen gehört. Die Resultate hinsichtlich der emotionalen und kognitiven Reaktionen der PsychotherapeutInnen widerspiegeln ein hohes Engagement ihrerseits gegenüber den KlientInnen und dem therapeutischen Prozess. Die Analyse ergibt, dass BerufsanfängerInnen häufiger als erfahrene PsychotherapeutInnen mit beruflichen Schwierigkeiten konfrontiert sind, was vor allem Kompetenzzweifel betrifft. Des Weiteren reagieren BerufsanfängerInnen mit intensiveren Angstgefühlen und somatischen Symptomen auf die schwierigen Situationen und es kann ihnen schwerer fallen, sie zu akzeptieren. Die Ergebnisse der qualitativen Analyse werden in der Diskussion ausführlich erörtert. Diskutiert wird zudem der komplexe Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Schwierigkeiten, den Reaktionen darauf und dem Einsatz vermeidender bzw. annährungsorientierter Bewältigungsstrategien. Des Weiteren werden die Stärken und Schwächen der Studie angesprochen. Zu den Limitationen zählen u.a. die unausgeglichene Verteilung von BerufsanfängerInnen und erfahrenen PsychotherapeutInnen.