Abstract (deu)
Studien im Rahmen früherer Virusausbrüche ermittelten gestiegene psychopathologische Prävalenzen. Daher ist davon auszugehen, dass auch das Coronavirus, und die damit verbundenen Eindämmungsmaßnahmen, Folgen für die psychische Gesundheit haben. Diese Studie untersucht daher die psychopathologischen Prävalenzen von Symptomen der Depression, Angststörung, Somatisierung und (komplexen) Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) in Österreich während der Corona-Krise, sowie deren Risikofaktoren. Durchgeführt wurde eine querschnittliche Online-Befragung der Allgemeinbevölkerung (Start während des ersten Lockdowns) mittels anfallender Stichprobe. Messinstrument für Depression war der PHQ-9, für Angststörungen der GAD-7, für Somatisierung der PHQ-15 und für (K)PTBS der ITQ. In der Stichprobe (N = 483, Frauen 72 %, Alter: 18–82, M = 39.76 Jahre, SD 13.82) wurden für alle erhobenen Psychopathologien gestiegene Prävalenzen im Vergleich zu vor dem Coronavirus-Ausbruch verzeichnet. Moderate bis schwere Symptome der Depression zeigten 28.4 %, der Angststörung 19.7 % und der Somatisierung 33.3 % der Teilnehmer und Teilnehmerinnen. In 6.5 % der Fälle wurden Symptome der PTBS und in 5.9 % der KPTBS ermittelt. Für die Bestimmung psychopathologischer Risikofaktoren wurden multiple hierarchische Regressionen berechnet. Stärkster Prädiktor aller erhobenen Psychopathologien war Einsamkeit gefolgt von Existenzangst. Frauen haben höhere Depressions-, Somatisierungs- und PTBS-Symptomausprägungen. Auch jüngere Menschen weisen höhere Depressions-, Angststörungs-, Somatisierungs- und DSO-Symptomausprägungen der KPTBS auf. Ein weiterer Risikofaktor für Depressions-Symptome, Symptome der Angststörung und der Somatisierung ist Infektionsangst vor dem Coronavirus. Ebenfalls als Risikofaktor für Symptome der Depression und Angststörung zeigt sich die Haushaltsgröße. Protektiver Faktor für Angststörungs-Symptome ist in einer Kleinstadt zu leben. Weiterer Forschungsbedarf besteht zur Absicherung der Befunde und zur Untersuchung der Langzeiteffekte.