Abstract (deu)
Humanitäre Helfer*innen sind weltweit im Einsatz, um Menschen in verschiedensten Notlagen Hilfe und Schutz zu bieten. Dadurch sind die Helfer*innen jedoch täglich unterschiedlichen psychischen und physischen Belastungen ausgesetzt. Die bisherige Forschung konzentrierte sich vorrangig auf das Erleben traumatischer Ereignisse. Neuere Studien weisen allerdings darauf hin, dass auch Belastungen des Arbeitskontextes einen erheblichen Einfluss haben könnten. Zudem mangelt es an qualitativer Forschung in Bezug auf die erlebten Belastungen und ihrer Bewältigung anhand von Copingstrategien. Im Rahmen dieser Masterarbeit wurden sieben qualitative Interviews mit humanitären Helfer*innen durchgeführt. Die Studie hatte zum Ziel, die Belastungserfahrungen und ihre Auswirkungen sowie die Copingstrategien der Helfer*innen zu beschreiben und mögliche zusätzliche Einflussfaktoren zu identifizieren.
Die Ergebnisse veranschaulichen, dass durch den qualitativen Zugang deutlich mehr Belastungen und Copingstrategien beschrieben, sowie wichtige Risikofaktoren und Ressourcen festgestellt werden konnten. Die größten Belastungen stellten nicht das Erleben von Traumata, sondern die oft prekäre Sicherheitslage am Einsatzort, sowie die Trennung von Familie und Freunden dar. Auch verschiedenste Auswirkungen auf die psychische Gesundheit wurden berichtet. Als neuen Risikofaktor konnte die übermäßige Vereinnahmung durch die Arbeit identi-fiziert werden. Die meistgenutzten Copingstrategien waren das Sprechen mit Kolleg*innen, sowie das Abgrenzen von der Arbeit. Vor allem die soziale Unterstützung durch die Familie und Freunde, sowie durch das eigene Team und die Unterstützung durch die Organisation stellten bedeutende Ressourcen dar. In weiterer Forschung könnte eine Längsschnittstudie durchgeführt werden, die es ermöglichen würde, das volle Ausmaß der erlebten Belastungen der Helfer*innen zu erfassen. Zusätzlich sollte ein stärkeres Augenmerk auf das Unterstützungsangebot und Präventionsmaßnahmen der Hilfsorganisationen gelegt werden.