You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1397366
Title (deu)
Soziale Verteilungspräferenzen in Koalitionsverhandlungen
Parallel title (eng)
Distributional preferences in coalition bargaining
Author
Manuel Schwaninger
Adviser
Bernhard Kittel
Assessor
Eric Linhart
Assessor
André Kaiser
Abstract (deu)
Koalitionen sind ein politisches Instrument, das Individuen erlaubt als Mehrheit Entscheidungen zu treffen. Koalierende Individuen können somit ihre Interessen vertreten, während sie andere Gruppenmitglieder von der Entscheidung ausschließen. Unter der Annahme von Eigeninteresse werden Ressourcen durch Koalitionen daher aus koalitionstheoretischer Sicht sehr ungleich verteilt. Jüngere Befunde aus der Verhaltensforschung deuten jedoch darauf hin, dass Menschen auch prosozial motiviert sind und Verteilungen empirisch meist gleicher beobachtet als theoretisch vorhergesagt werden. Unklar ist bisher allerdings, wie prosoziale Präferenzen mehrerer Individuen in Koalitionen aggregiert werden, d.h. wie diese interagieren und sich auf die Entscheidung über die Verteilung von Ressourcen auswirken. Bspw. impliziert die Hypothese, dass sich Ressourcenanteile Dritter proportional zu den sozialen Präferenzen der koalierenden Individuen erhöhen, einen theoretischen Widerspruch, da dies die Ungleichheit unter den Koalitionsmitgliedern potenziell erhöht. Darüber hinaus sind Koalitionen per Definition zeitlich begrenzt und finden im Kontext einer Gruppe statt. Die spezielle Entscheidungsstruktur von Koalitionsverhandlungen wurde vor dem Hintergrund von prosozialen Motiven bisher nicht systematisch untersucht. In dieser Dissertation werden soziale Präferenzen daher in die theoretische Modellierung integriert und der Einfluss der Entscheidungsstruktur auf das prosoziale Verhalten wird in Koalitionsverhandlungen in vier Studien experimentell geprüft. Die erste Studie beschäftigt sich mit der Aggregation sozialer Präferenzen in Koalitionsverhandlungen. Die drei weiteren Studien überprüfen jeweils die Auswirkung der Verhandlungsstruktur, des fortlaufenden Zeithorizonts und der Bedarfsnorm auf die Verteilungsergebnisse. Studie 1 zeigt, dass soziale Präferenzen die Verteilungsentscheidungen nicht linear, aber dennoch systematisch beeinflussen, wenn man deren Interaktion berücksichtigt. Studie 2 repliziert den Befund, dass die strukturelle Verhandlungsmacht eines Individuums dessen Anteil an der verteilbaren Ressource erhöht, zeigt jedoch ebenfalls, dass Individuen mit höherer initialer Verhandlungsmacht weniger Ressourcen zugeteilt werden, wenn diese selbst nicht Teil der Koalition sind. Studie 3 findet, dass Koalitionen, die Ressourcen gleich verteilen, eine erhöhte Stabilität aufweisen und Ressourcen in kontinuierlichen Verhandlungen dadurch insgesamt gleicher verteilt sind. Studie 4 zeigt, dass neben der Gleichheitsnorm auch die Bedarfsnorm die Verteilungen beeinflusst. In Summe zeigen die Studien, dass Verhandlungsergebnisse von Koalitionen deutlich besser erklärt werden können, wenn der Zusammenhang zwischen den strukturellen Bedingungen und prosozialen Motiven miteinbezogen wird. Die Arbeit dient somit dem erweiterten Verständnis der Bedingungen, unter denen eine Tyrannei der Mehrheit über die Minderheit erwartet werden kann.
Abstract (eng)
A coalition is a political instrument which enables individual actors to make decisions by majority rule. In a coalition, members can further their interests while excluding other actors from the agreements. Thus, assuming self-interested preferences, coalition theory predicts that coalitions distribute none of the available resources to actors outside the coalition. More recently, evidence from behavioral research suggests that many individuals hold prosocial preferences and distribute resources more evenly than predicted by public choice approaches. So far, however, it is unclear how social preferences of multiple actors aggregate in coalitions, i.e. how social preferences interact and affect the distribution of resources. The hypothesis that the payoff shares distributed to third actors increase proportionally to the social preferences of the individual coalition partners is contradictory. In fact, reducing inequalities between a coalition member and third actors can potentially increase the inequality among the coalition members. In addition, coalitions are defined by a limited time frame and include two or more actors. There is a lack of substantial literature examining how this decision-making structure affects prosocial motives in coalition agreements. The aim of this dissertation is to incorporate social preferences into coalition bargaining models and to examine the influence of the decision-making structure on prosocial behavior through four experimental studies. The first study deals with the aggregation of social preferences in coalition bargaining. The other studies examine the impact of the bargaining structure, the continuous time horizon, and the needs principle on the bargaining outcomes. The first study shows that social preferences influence the bargaining outcomes systematically, when accounting for the interaction of social preferences. The second study replicates the finding that an actors’ structural bargaining power translates into higher payoff shares, but also shows that actors with higher initial bargaining power receive lower payoff shares if they do not form part of the coalition. The third study finds that coalitions that distribute resources equally are more stable, which implies that the outcomes are more evenly distributed in continuous negotiations. The fourth study shows that needs, when operationalized, set an important norm which influence coalition agreements. Altogether, accounting for the relationship between structural conditions and social motives significantly enhances the understanding of coalition agreements and the resulting distribution of resources. Therewith, this thesis refines our comprehension of the conditions under which we should anticipate the tyranny of the majority over the minority.
Keywords (eng)
CoalitionBargainingSocial Preferences
Keywords (deu)
KoalitionVerhandlungSoziale Präferenzen
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1397366
rdau:P60550 (deu)
V, 213 Seiten : Illustrationen, Diagramme
Number of pages
219
Members (1)
Title (deu)
Soziale Verteilungspräferenzen in Koalitionsverhandlungen
Parallel title (eng)
Distributional preferences in coalition bargaining
Author
Manuel Schwaninger
Abstract (deu)
Koalitionen sind ein politisches Instrument, das Individuen erlaubt als Mehrheit Entscheidungen zu treffen. Koalierende Individuen können somit ihre Interessen vertreten, während sie andere Gruppenmitglieder von der Entscheidung ausschließen. Unter der Annahme von Eigeninteresse werden Ressourcen durch Koalitionen daher aus koalitionstheoretischer Sicht sehr ungleich verteilt. Jüngere Befunde aus der Verhaltensforschung deuten jedoch darauf hin, dass Menschen auch prosozial motiviert sind und Verteilungen empirisch meist gleicher beobachtet als theoretisch vorhergesagt werden. Unklar ist bisher allerdings, wie prosoziale Präferenzen mehrerer Individuen in Koalitionen aggregiert werden, d.h. wie diese interagieren und sich auf die Entscheidung über die Verteilung von Ressourcen auswirken. Bspw. impliziert die Hypothese, dass sich Ressourcenanteile Dritter proportional zu den sozialen Präferenzen der koalierenden Individuen erhöhen, einen theoretischen Widerspruch, da dies die Ungleichheit unter den Koalitionsmitgliedern potenziell erhöht. Darüber hinaus sind Koalitionen per Definition zeitlich begrenzt und finden im Kontext einer Gruppe statt. Die spezielle Entscheidungsstruktur von Koalitionsverhandlungen wurde vor dem Hintergrund von prosozialen Motiven bisher nicht systematisch untersucht. In dieser Dissertation werden soziale Präferenzen daher in die theoretische Modellierung integriert und der Einfluss der Entscheidungsstruktur auf das prosoziale Verhalten wird in Koalitionsverhandlungen in vier Studien experimentell geprüft. Die erste Studie beschäftigt sich mit der Aggregation sozialer Präferenzen in Koalitionsverhandlungen. Die drei weiteren Studien überprüfen jeweils die Auswirkung der Verhandlungsstruktur, des fortlaufenden Zeithorizonts und der Bedarfsnorm auf die Verteilungsergebnisse. Studie 1 zeigt, dass soziale Präferenzen die Verteilungsentscheidungen nicht linear, aber dennoch systematisch beeinflussen, wenn man deren Interaktion berücksichtigt. Studie 2 repliziert den Befund, dass die strukturelle Verhandlungsmacht eines Individuums dessen Anteil an der verteilbaren Ressource erhöht, zeigt jedoch ebenfalls, dass Individuen mit höherer initialer Verhandlungsmacht weniger Ressourcen zugeteilt werden, wenn diese selbst nicht Teil der Koalition sind. Studie 3 findet, dass Koalitionen, die Ressourcen gleich verteilen, eine erhöhte Stabilität aufweisen und Ressourcen in kontinuierlichen Verhandlungen dadurch insgesamt gleicher verteilt sind. Studie 4 zeigt, dass neben der Gleichheitsnorm auch die Bedarfsnorm die Verteilungen beeinflusst. In Summe zeigen die Studien, dass Verhandlungsergebnisse von Koalitionen deutlich besser erklärt werden können, wenn der Zusammenhang zwischen den strukturellen Bedingungen und prosozialen Motiven miteinbezogen wird. Die Arbeit dient somit dem erweiterten Verständnis der Bedingungen, unter denen eine Tyrannei der Mehrheit über die Minderheit erwartet werden kann.
Abstract (eng)
A coalition is a political instrument which enables individual actors to make decisions by majority rule. In a coalition, members can further their interests while excluding other actors from the agreements. Thus, assuming self-interested preferences, coalition theory predicts that coalitions distribute none of the available resources to actors outside the coalition. More recently, evidence from behavioral research suggests that many individuals hold prosocial preferences and distribute resources more evenly than predicted by public choice approaches. So far, however, it is unclear how social preferences of multiple actors aggregate in coalitions, i.e. how social preferences interact and affect the distribution of resources. The hypothesis that the payoff shares distributed to third actors increase proportionally to the social preferences of the individual coalition partners is contradictory. In fact, reducing inequalities between a coalition member and third actors can potentially increase the inequality among the coalition members. In addition, coalitions are defined by a limited time frame and include two or more actors. There is a lack of substantial literature examining how this decision-making structure affects prosocial motives in coalition agreements. The aim of this dissertation is to incorporate social preferences into coalition bargaining models and to examine the influence of the decision-making structure on prosocial behavior through four experimental studies. The first study deals with the aggregation of social preferences in coalition bargaining. The other studies examine the impact of the bargaining structure, the continuous time horizon, and the needs principle on the bargaining outcomes. The first study shows that social preferences influence the bargaining outcomes systematically, when accounting for the interaction of social preferences. The second study replicates the finding that an actors’ structural bargaining power translates into higher payoff shares, but also shows that actors with higher initial bargaining power receive lower payoff shares if they do not form part of the coalition. The third study finds that coalitions that distribute resources equally are more stable, which implies that the outcomes are more evenly distributed in continuous negotiations. The fourth study shows that needs, when operationalized, set an important norm which influence coalition agreements. Altogether, accounting for the relationship between structural conditions and social motives significantly enhances the understanding of coalition agreements and the resulting distribution of resources. Therewith, this thesis refines our comprehension of the conditions under which we should anticipate the tyranny of the majority over the minority.
Keywords (eng)
CoalitionBargainingSocial Preferences
Keywords (deu)
KoalitionVerhandlungSoziale Präferenzen
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1397367
Number of pages
219