Abstract (deu)
Nachdem das Auktionshaus Christies im Oktober 2018 ein von künstlicher Intelligenz gefertigtes Gemälde zum Verkauf stellte, wurde es für knapp 450.000 Dollar versteigert und trat eine Welle der Empörung in der Kunstwelt los. Viele Kritiker sprachen dem Werk ab, Kunst zu sein, da ein computergeneriertes Bild keine Emotionen übertragen könne. Das Hervorrufen von Emotionen und Empathie wird als wesentlicher Teil des ästhetischen Erlebens gesehen. Neuere Studien haben empirisch die Fähigkeit von Kunstschaffenden nachgewiesen, durch ein Kunstwerk eine emotionale Verbindung mit den Betrachtenden herzustellen. Dies wirft relevante Fragen in Bezug auf digitale und damit auch KI-Kunst auf: Können Emotionen und Intentionen auch dann wahrgenommen werden, wenn es keinen menschlichen Absender gibt, und hängt dies davon ab, ob Menschen glauben, dass es einen solchen Absender gibt? Um diese Fragen zu untersuchen, verwendeten wir ein Stimuli-Set aus sich ähnelnden Schwarz-Weiß-Grids, die entweder von einem Computer oder von einem menschlichen Künstler erstellt wurden. Zusätzlich untersuchten wir eine mögliche Übertragung von Emotionen von Kunstschaffenden hin zu Betrachtenden. Wir fanden heraus, dass Emotionen und Intentionen tatsächlich, unabhängig vom Labelling, in beiden Bildtypen empfunden und wahrgenommen wurden. Nichtsdestotrotz waren die empfundenen Emotionen bei Bildern von menschlichen Kunstschaffenden intensiver. Darüber hinaus fanden wir Hinweise auf das Teilen von Emotionen zwischen Kunstschaffenden und Betrachtenden, sowie das Erkennen und Fühlen der intendierten Emotionen der Kunstschaffenden. Diese Ergebnisse bringen neue Implikationen für unser Verständnis von Kunst und Kunsterleben mit sich und unterstreichen die Bedeutung weiterer Forschung zur Emotionsübertragung in der Kunst, insbesondere in der aufstrebenden digitalen Kunst.