Abstract (deu)
Forschungsarbeiten, die die Beziehung zwischen Vätern und ihren Kindern untersuchen, betrachten fast ausschließlich die kindliche Perspektive der Beziehung zum Vater (Kind-Vater-Beziehung). Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es deshalb, die Qualität der Beziehung von Vätern zu ihren Töchtern und Söhnen (Vater-Kind-Beziehung) in der Emerging Adulthood sowie damit assoziierte Faktoren in geschiedenen im Unterschied zu nicht-geschiedenen Familien zu untersuchen. Außerdem wurden Zusammenhänge zwischen der Kind-Vater-Beziehung und der Vater-Kind-Beziehung ermittelt. Zu diesem Zweck wurden die Daten von 123 Vätern (74.8% nicht-geschieden) und ihren Kindern (53.6% weiblich; Alter: M = 21.84, SD = 0.45), die im Rahmen des achten Erhebungszeitpunkts des österreichischen Forschungsprojekts „Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL)“ erhoben wurden, analysiert. Es konnten nur sehr geringe Unterschiede der berichteten Qualität der Vater-Kind-Beziehung zwischen geschiedenen und nicht-geschiedenen Vätern ermittelt werden. Väter, die sich zu einem früheren Zeitpunkt von der Kindsmutter scheiden ließen, berichteten über eine niedrigere Qualität der Beziehung zu ihren Kindern. In nicht-geschiedenen Vater-Kind-Dyaden wurden signifikante Korrelationen zwischen den Ausprägungen der Qualität der Vater-Kind- und der Kind-Vater-Beziehung ermittelt. In geschiedenen Vater-Kind-Dyaden wurden keine signifikanten Korrelationen festgestellt. Darüber hinaus beeinflussten Aspekte der Vater-Kind-Beziehung die Dimensionen der Kind-Vater-Beziehung in nicht-geschiedenen Familien. Die Befunde deuten daraufhin, dass die Qualität der Beziehung von geschiedenen Vätern und ihren Töchtern und Söhnen unterschiedlich eingeschätzt wird. Die Erkenntnisse zeigen, dass zwischen den Begriffen der Kind-Vater- und der Vater-Kind-Beziehung stärker differenziert werden sollte. Theoretische und praktische Implikationen werden diskutiert.