Abstract (deu)
Seit mindestens 2300 Jahren hat die Loci Methode, Zentralstück des künstlichen Gedächtnisses, sich als effektivste Technik des Memorierens bewährt. Dem Bewahren von Erinnerungen in Bildern wird dabei die Effizienz eines Systems zugeschrieben, dessen Grundzüge sich von ihren antiken Ursprüngen kaum entfernt haben. Erst im 19. Jahrhundert wurde mit dem Zifferncode nach Aimé Paris ein System geschaffen, bei dem sich die Bilder nach festgelegten Permutationen von den eigentlichen Erinnerung emanzipieren. Die konsequente Fortsetzung dieser Entwicklung innerhalb der letzten Jahrzehnte ist der Anlass dieser Arbeit.
Ihr Ziel ist die Verortung eines Problems, das philosophisch nicht unmittelbar als Problem zu erkennen ist: Wie können „Bilder“, die optisch nichts mit dem, wofür sie stehen, gemein haben jedoch auch nicht auf Konvention beruhen, Erinnerungen repräsentieren? Eine Annäherung an diese Frage erfordert Grundlagenüberlegungen dazu, was mentale Bilder überhaupt sein und leisten können; ob und auf welche Weise sie auf dieselbe Art eine visuelle Gestalt besitzen wie äußere. Wo zwischen optischen und propositionalen Theorien liegen Isomorphien, die sprachliche Eigenschaften sowie die Wahrnehmung als Bild gleichermaßen erlauben? Ansätze zu einer Theorie, die diesem Gegenstand gerecht wird, bewegen sich in einem Feld zwischen Gedächtnis- und Sprachphilosophie ebenso wie in Randbereichen von Linguistik und Kognitionswissenschaft.