Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Risiko-, Krisen- und Notfallkommunikation der österreichischen Bundesregierung im Krisenjahr 2020. Dabei wurden die abgehaltenen Pres-sekonferenzen zum Thema Corona und diesbezügliche Verkündungen von Maßnahmen zur Eindämmung des Virus im Zeitraum März bis Dezember 2020 einer qualitativen Inhaltsana-lyse unterzogen. Ziel der Arbeit ist es herauszufinden, welche Erkenntnisse im Bereich der Notfallkommunikation bei Verkündung der zwei stattgefundenen Lockdowns angewendet und in welchen Bereichen diese missachtet wurden. Wie ist die Corona-Notfallkommunikation der österreichischen Bundesregierung während der ersten zwei Lockdowns im Jahr 2020 zu bewerten? Welche Strategien der disaster/emergency communi-cation wurden beachtet bzw. vernachlässigt und welche Unterschiede sind hinsichtlich der Kommunikation im Vergleich der beiden Lockdowns festzustellen?
Anhand eines auf Basis des aktuellen Forschungsstandes zur Risiko-, Krisen- und Notfall-kommunikation erstellten Kategoriensystems wurden insgesamt 18 Pressekonferenzen im genannten Zeitraum analysiert. Anschließend wurden die zwei unterschiedlichen Phasen der jeweiligen Lockdowns im Frühjahr und Winter miteinander in Bezug gesetzt und verglichen, woraufhin die Unterschiede in der Notfallkommunikation während der jeweiligen Phasen herausgearbeitet werden konnten.
Für die Notfallkommunikation der Bundesregierung sprechen die klare Rollenverteilung der Sprecher und die in die Maßnahmenverkündung einbezogenen visuellen Darstellungen zur Vereinfachung der Thematik. Die häufige Aussprache von Respekt und Dank gegenüber der Bevölkerung, aber auch den eigenen Reihen, die häufige Ansprache des Publikums und die aufgezeigte Empathie sind positive Aspekte, die besonders zu Beginn der Krise für die Re-gierung sprechen. Im weiteren Verlauf der Pandemie verändert sich jedoch die Stimmung im Land, über den Sommer hin verliert die Regierung an Glaubwürdigkeit. Die voreilige Ver-kündung eines dann doch nicht funktionierenden „Corona-Ampelsystems“, ein hin und her zwischen Lockdown, Lockdown-light und Lockdown-Verlängerung sowie nicht vorhandene Handlungsperspektiven für die Bevölkerung rücken die Regierung und ihr Kommunikati-onsverhalten in ein schlechtes Licht. Zudem findet kein Eingeständnis von Fehlern statt, wodurch die Notfallkommunikation während der zweiten Corona-Welle an Glaubwürdigkeit verliert.