Abstract (deu)
Rassismus bringt ein System sozialer Ungleichheit hervor, das sich auch in der Inanspruchnahme von Psychotherapie widerspiegelt. Es gibt Hinweise darauf, dass die Befürchtung rassistischer Fehlbehandlung durch Therapeut*innen eine geringere Inanspruchnahme von BIPoC und eine mangelnde Tragfähigkeit der therapeutischen Beziehung einen verfrühten Therapieabbruch bedingen. Um die Annahmen näher auf interpersonelle Dynamiken hin zu analysieren, wurden acht qualitative Interviews mit BIPoC-Klient*innen durchgeführt und inhaltsanalytisch ausgewertet. Von Interesse waren die therapeutische Beziehung und der Umgang mit den Rassismuserfahrungen. Die Ergebnisse deuten auf unterschiedliche Therapieerfahrungen, mit tragfähigen und weniger tragfähigen Beziehungen, hin. Entlang der Rassismuserfahrungen wurde teilweise von einem Mangel an Empathie, Anerkennung und Unvoreingenommenheit durch weiße Therapeut*innen berichtet. Es wurden zahlreiche positive und negative Umgangsformen mit den Rassismuserfahrungen benannt. Literaturkonform wurden die Anerkennung der Erfahrungen, die Selbstreflexion und die Kontextualisierung der Symptomatik durch Therapeut*innen mit positiven Effekten, die Relativierung und Reproduzierung von Rassismus in Verbindung mit negativen Auswirkungen auf die therapeutische Beziehung gebracht. Praktische Implikationen sowie methodische Limitationen werden diskutiert.