Abstract (deu)
Im Rahmen dieser Arbeit werden zwei beigabenlose Kinderbestattungen untersucht, die 1996 in Siedlungsgruben der mittelneolithischen Lengyel-Kultur bei Ölkam in Oberösterreich aufgefunden wurden. Beide Bestattungen wurden vor Ort nur oberflächlich freigelegt, aufgrund ihres fragilen Erhaltungszustandes mit Holzleim behandelt und im Block geborgen. Das Ziel ist es, den chronologischen und kulturellen Kontext der Bestattungen zu analysieren. Die Untersuchungsmethoden wurden den spezifischen bergungs- und konservierungsbedingten Umständen angepasst.
Die Blockbergungen wurden mittels Image Based Modelling dreidimensional dokumentiert. Mithilfe einer makroskopischen anthropologischen Untersuchung wurden die basisbiologischen Daten der Individuen ermittelt. Um eine chronologische Einordnung zu ermöglichen, wurden beiden Skeletten Proben für eine 14C-Datierung mittels Accelerator Mass Spectrometry entnommen. Zur Validierung der Ergebnisse wurde der Erhaltungszustand des Kollagens anhand des Kohlenstoff zu Stickstoff Verhältnisses (collagen C:N ratio) mittels Stabilisotopenmessung überprüft.
Von beiden Blockbergungen wurden maßstabsgetreue Orthofotos mit einem Oberflächendetailgrad von 0,1 mm im Druckmaßstab 1:2 sowie 3D-Modelle mit einem 3D-Oberflächendetailgrad zwischen 0,52 und 0,68 mm berechnet. Beide Individuen konnten der Altersklasse Infans II zugeordnet werden, wobei Sterbealter von 9 – 10 respektive 10 – 11 Jahren ermittelt wurden. Nur bei einer der Bestattungen war die 14C-Datierung erfolgreich; diese kann mit kalibrierten 14C-Altern von 4600 - 4490 BC (68.2%) und 4620 - 4520 BC (62.7%) in die Phase Ib der Westgruppe der Lengyel-Kultur eingeordnet werden. Der Erhaltungszustand des Kollagens wurde anhand von collagen C:N ratios zwischen 2,9 bis 3,6 als gut eingestuft, womit die 14C-Daten als zuverlässig gelten.
Beide Bestattungen können als typische Westlengyel-Bestattungen angesprochen werden, die sich gut in den kulturellen Kontext dieser Gruppe einfügen.