Title (eng)
Reading as cultural crossing
the transformative power of engaging with literary representations of Muslim women's experience
Parallel title (deu)
Lesen als kultureller Begegnungsraum
die transformierende Kraft der Auseinandersetzung mit literarischen Darstellungen der Erfahrungen muslimischer Frauen
Author
Gabriele Detschmann
Advisor
Christa Knellwolf King
Advisor
Margarete Rubik
Assessor
Igor Maver
Assessor
Astrid Fellner
Abstract (deu)
Die vorliegende Dissertation präsentiert neue Ansätze für literaturwissenschaftliche Forschungsinteressen in einem transkulturellen Feld, die die aktive Beteiligung der Leser:innen einerseits und den Aspekt der Positionierung andererseits in den Mittelpunkt rücken. Lesen wird als ein aktiver Prozess verstanden, der sich im Leseverlauf dynamisch entwickelt. Tatsächlich stellen literarische Texte perspektivische Gebilde dar, die von Mehrdeutigkeit, Widersprüchen und Kontrasten geprägt sind. Nicht nur die Figuren, sondern auch die unterschiedlichen, und zum Teil kontrastierenden Perspektiven und Stimmen eines Textes aktivieren das Bewusstsein der Leser:innen und laden sie zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Gelesenen ein. Wenn der Text die Leser:innen im Lesefluss zu stören vermag, weil beispielsweise das im Text dargestellte Verhalten der Figuren nicht den kulturell geprägten Normen und Wertvorstellungen der Leser:innen entspricht, so wird ein Prozess der Bewusstwerdung aktiviert, der in der vorliegenden Arbeit als dynamischer Prozess der Positionierung beschrieben wird. Der Prozess ist deshalb ein dynamischer, weil sich die Positionen der Leser:innen in der Auseinandersetzung mit den Handlungsweisen der Figuren, wechselnden Sichtweisen und anderen Aspekten der Textwelten, kontinuierlich verändern. Leser:innen bewegen sich ständig an der Schnittstelle von Immersion bzw. Identifizierung und kritischer Reflexion, was zur Anpassung der eigenen Ansichten gegenüber den Figuren und imaginären Welten einlädt. Im Lesen lassen sich demnach Prozesse beobachten, die zu mehr Offenheit und Entspanntheit kulturellen Differenzen gegenüber beizutragen vermögen. Das im vorliegenden Dissertationsvorhabens entwickelte interdisziplinäre theoretische Modell wird anhand von drei Fallbeispielen diskutiert: The Translator (1999) von Leila Aboulela, Confessions of a Gambler (2004) von Rayda Jacobs und The Map of Salt and Stars (2018) von Zeyn Joukhadar. Die Autor:innen liefern intime Eindrücke aus dem Leben muslimischer Frauen. Sie eröffnen Zugänge zur Innenwelt fiktiver Personen, die in realen Begegnungen verschlossen bleiben, und binden ihre Leser:innen dadurch emotional in das Textgeschehen ein. Die Leser:innen werden aufgefordert, sich in die Lebenswelten komplexer muslimischer Frauenfiguren einzufühlen, die sowohl Stärke, Mut und Unabhängigkeit verkörpern als auch menschlichen Schwächen, wie Egoismus und Unaufrichtigkeit, zum Ausdruck bringen. Eine aktive (und reflektierende) Form des Lesens, die die vielzähligen Perspektiven und Stimmen der Texte bewusst wahrnimmt und zur Diskussion stellt, ist für die Rezeption ausschlaggebend, da die Leser:innen so die im literarischen Text beschriebenen Probleme und Anliegen erkennen und entsprechend darauf reagieren können. Dies ermöglicht es den Leser:innen, die eigenen Ansichten zu überdenken und sich Figuren und Lebenswelten gegenüber zu öffnen, die ihnen auf den ersten Blick fremd erscheinen mögen. Dadurch wird nicht nur eine schablonenhafte Simplifizierung komplexer Persönlichkeiten vereitelt, sondern auch die Vorstellung untergraben, dass es eine Deutungshoheit über die Erfahrungswelten anderer Menschen gäbe.
Abstract (eng)
This Phd project presents new approaches for the study of literature in a cross-cultural field, which emphasize the active engagement of readers while reinforcing the centrality of positioning in the reading experience. My thesis argues that reading is an active process that evolves dynamically since literary texts insistently confront their readers with ambiguities and contradictory messages. Making sense of a literary text, including its different narrative perspectives and voices, thus activates the consciousness of its readers and encourages critical reflection, which my thesis describes as dynamic processes of positioning. The important term in this statement is dynamic, since literary texts foreground multiple ways in which readers can position themselves in relation to the various (gendered) voices, perspectives and other aspects of the text world. A shift of perspective or a changed point-of-view may challenge the readers’ culturally defined ways of thinking, values and norms, or personal experience and thereby disrupt the smooth flow of the narrative, which is a typical feature of literary works. Readers are thus constantly moving back and forth between immersion and critical reflection, which includes a certain adjustment of the readers’ attitudes towards the topics and characters that are described by the literary works. Hence, my thesis argues that reading engenders processes, which can improve the readers’ openness towards otherness, and encourage readers to feel comfortable with cultural differences. Building on an interdisciplinary theoretical model, this thesis discusses three case studies, namely Leila Aboulela’s The Translator (1999), Rayda Jacob’s Confessions of a Gambler (2004) and Zeyn Joukhadar’s The Map of Salt and Stars (2018). The selected works of fiction allow the readers to make inferences about the characters’ mental states. This involves a great deal of emotional engagement because the readers are offered a privileged access to the worldviews (i.e. the minds) of other people, to which they normally have no direct access. The novels invite their readers to become immersed in the story worlds of Muslim women characters who are described as strong, courageous and independent while also displaying human foibles, such as selfishness and dishonesty. An active (and reflective) form of reading, which takes into account the different perspectives and voices of the text, is thus defined as a crucial factor for the readers’ responses. It allows them to recognise and respond to the issues and concerns described by the text and encourages a process of adjusting their thinking about otherness and thus invites them to open themselves to characters and worlds that look different at first sight. By doing so, the authors caution us against rash conclusions about the human complexity at the same time as they discourage judgemental attitudes toward the experience of other people.
Keywords (deu)
Theorien des LesensWorldmakingTheory of MindEmotionstheorienaffektive und kognitive EmpathiePositionstheorieKulturtheorietranskulturelle StudienHermeneutikTransformationFeminismusmuslimische SchriftstellerinnenLeila AboulelaRayda JacobsZeyn Joukhadarliterarische Islam-DarstellungenToleranzinterkultureller Dialog
Keywords (eng)
theories of readingworldmakingtheories of emotionstheory of mindaffective and cognitive empathypositioning theorycultural theorycross-cultural studieshermeneuticstransformationfeminismMuslim women writersLeila AboulelaRayda JacobsZeyn Joukhadarrepresentations of Islamtoleranceintercultural dialogue
Subject (deu)
Type (deu)
Extent (deu)
210 Seiten
Number of pages
216
Study plan
Dr.-Studium der Philosophie (Dissertationsgebiet: English and American Studies)
[UA]
[792]
[343]
Members (1)
Title (eng)
Reading as cultural crossing
the transformative power of engaging with literary representations of Muslim women's experience
Parallel title (deu)
Lesen als kultureller Begegnungsraum
die transformierende Kraft der Auseinandersetzung mit literarischen Darstellungen der Erfahrungen muslimischer Frauen
Author
Gabriele Detschmann
Abstract (deu)
Die vorliegende Dissertation präsentiert neue Ansätze für literaturwissenschaftliche Forschungsinteressen in einem transkulturellen Feld, die die aktive Beteiligung der Leser:innen einerseits und den Aspekt der Positionierung andererseits in den Mittelpunkt rücken. Lesen wird als ein aktiver Prozess verstanden, der sich im Leseverlauf dynamisch entwickelt. Tatsächlich stellen literarische Texte perspektivische Gebilde dar, die von Mehrdeutigkeit, Widersprüchen und Kontrasten geprägt sind. Nicht nur die Figuren, sondern auch die unterschiedlichen, und zum Teil kontrastierenden Perspektiven und Stimmen eines Textes aktivieren das Bewusstsein der Leser:innen und laden sie zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Gelesenen ein. Wenn der Text die Leser:innen im Lesefluss zu stören vermag, weil beispielsweise das im Text dargestellte Verhalten der Figuren nicht den kulturell geprägten Normen und Wertvorstellungen der Leser:innen entspricht, so wird ein Prozess der Bewusstwerdung aktiviert, der in der vorliegenden Arbeit als dynamischer Prozess der Positionierung beschrieben wird. Der Prozess ist deshalb ein dynamischer, weil sich die Positionen der Leser:innen in der Auseinandersetzung mit den Handlungsweisen der Figuren, wechselnden Sichtweisen und anderen Aspekten der Textwelten, kontinuierlich verändern. Leser:innen bewegen sich ständig an der Schnittstelle von Immersion bzw. Identifizierung und kritischer Reflexion, was zur Anpassung der eigenen Ansichten gegenüber den Figuren und imaginären Welten einlädt. Im Lesen lassen sich demnach Prozesse beobachten, die zu mehr Offenheit und Entspanntheit kulturellen Differenzen gegenüber beizutragen vermögen. Das im vorliegenden Dissertationsvorhabens entwickelte interdisziplinäre theoretische Modell wird anhand von drei Fallbeispielen diskutiert: The Translator (1999) von Leila Aboulela, Confessions of a Gambler (2004) von Rayda Jacobs und The Map of Salt and Stars (2018) von Zeyn Joukhadar. Die Autor:innen liefern intime Eindrücke aus dem Leben muslimischer Frauen. Sie eröffnen Zugänge zur Innenwelt fiktiver Personen, die in realen Begegnungen verschlossen bleiben, und binden ihre Leser:innen dadurch emotional in das Textgeschehen ein. Die Leser:innen werden aufgefordert, sich in die Lebenswelten komplexer muslimischer Frauenfiguren einzufühlen, die sowohl Stärke, Mut und Unabhängigkeit verkörpern als auch menschlichen Schwächen, wie Egoismus und Unaufrichtigkeit, zum Ausdruck bringen. Eine aktive (und reflektierende) Form des Lesens, die die vielzähligen Perspektiven und Stimmen der Texte bewusst wahrnimmt und zur Diskussion stellt, ist für die Rezeption ausschlaggebend, da die Leser:innen so die im literarischen Text beschriebenen Probleme und Anliegen erkennen und entsprechend darauf reagieren können. Dies ermöglicht es den Leser:innen, die eigenen Ansichten zu überdenken und sich Figuren und Lebenswelten gegenüber zu öffnen, die ihnen auf den ersten Blick fremd erscheinen mögen. Dadurch wird nicht nur eine schablonenhafte Simplifizierung komplexer Persönlichkeiten vereitelt, sondern auch die Vorstellung untergraben, dass es eine Deutungshoheit über die Erfahrungswelten anderer Menschen gäbe.
Abstract (eng)
This Phd project presents new approaches for the study of literature in a cross-cultural field, which emphasize the active engagement of readers while reinforcing the centrality of positioning in the reading experience. My thesis argues that reading is an active process that evolves dynamically since literary texts insistently confront their readers with ambiguities and contradictory messages. Making sense of a literary text, including its different narrative perspectives and voices, thus activates the consciousness of its readers and encourages critical reflection, which my thesis describes as dynamic processes of positioning. The important term in this statement is dynamic, since literary texts foreground multiple ways in which readers can position themselves in relation to the various (gendered) voices, perspectives and other aspects of the text world. A shift of perspective or a changed point-of-view may challenge the readers’ culturally defined ways of thinking, values and norms, or personal experience and thereby disrupt the smooth flow of the narrative, which is a typical feature of literary works. Readers are thus constantly moving back and forth between immersion and critical reflection, which includes a certain adjustment of the readers’ attitudes towards the topics and characters that are described by the literary works. Hence, my thesis argues that reading engenders processes, which can improve the readers’ openness towards otherness, and encourage readers to feel comfortable with cultural differences. Building on an interdisciplinary theoretical model, this thesis discusses three case studies, namely Leila Aboulela’s The Translator (1999), Rayda Jacob’s Confessions of a Gambler (2004) and Zeyn Joukhadar’s The Map of Salt and Stars (2018). The selected works of fiction allow the readers to make inferences about the characters’ mental states. This involves a great deal of emotional engagement because the readers are offered a privileged access to the worldviews (i.e. the minds) of other people, to which they normally have no direct access. The novels invite their readers to become immersed in the story worlds of Muslim women characters who are described as strong, courageous and independent while also displaying human foibles, such as selfishness and dishonesty. An active (and reflective) form of reading, which takes into account the different perspectives and voices of the text, is thus defined as a crucial factor for the readers’ responses. It allows them to recognise and respond to the issues and concerns described by the text and encourages a process of adjusting their thinking about otherness and thus invites them to open themselves to characters and worlds that look different at first sight. By doing so, the authors caution us against rash conclusions about the human complexity at the same time as they discourage judgemental attitudes toward the experience of other people.
Keywords (deu)
Theorien des LesensWorldmakingTheory of MindEmotionstheorienaffektive und kognitive EmpathiePositionstheorieKulturtheorietranskulturelle StudienHermeneutikTransformationFeminismusmuslimische SchriftstellerinnenLeila AboulelaRayda JacobsZeyn Joukhadarliterarische Islam-DarstellungenToleranzinterkultureller Dialog
Keywords (eng)
theories of readingworldmakingtheories of emotionstheory of mindaffective and cognitive empathypositioning theorycultural theorycross-cultural studieshermeneuticstransformationfeminismMuslim women writersLeila AboulelaRayda JacobsZeyn Joukhadarrepresentations of Islamtoleranceintercultural dialogue
Subject (deu)
Type (deu)
Number of pages
216