Abstract (deu)
Liebe als Kommunikationsmedium hilft unwahrscheinlicher Kommunikation zum Erfolg und liefert Motivation, das Interesse an besonderen Personen aufrecht zu erhalten (Luhmann 1982). Das Medium ‚Liebe‘ dient in höchstpersönlichen Interaktionssituationen der zunehmenden Stabilisierung von Erwartungen, was wiederum die Bildung dauerhafter sozialer Intimsysteme wie Paarbeziehungen und Ehen begünstigt. Der Verlauf sozialer Intimbeziehungen ist als prozesshafte Strukturierungsleistung zu beschreiben, die eine gemeinsame Ordnung entstehen lässt und für gewöhnlich bestimmten Phasen und Regelmäßigkeiten folgt. Viele empirische Forschungsprojekte, die sich mit dem Thema Liebe und Intimität beschäftigen, fokussieren lediglich die Partner*innenwahl und berücksichtigen weder die Kontingenz einer (ersten) Interaktionssituation zwischen zwei Personen, noch die Komplexität der Aufbauphase einer Paarbeziehung (Lenz 2009). Die vorliegende Arbeit versucht basierend auf systemtheoretischen Grundlagen nach Luhmann (1982) und mit Hilfe objektiv hermeneutischer Analyseverfahren (Oevermann 1983) innerhalb eines interpretativen zyklisch organisierten Forschungsaufbaus (Froschauer & Lueger 2009) solche Anfangsstrukturierungen von Paarbeziehungen nachzuvollziehen. Um die kommunikative Herstellung sozialer Intimsysteme zu rekonstruieren, werden Personen in narrativen Interviews zu dem ‚Gründungsmythos’ (Burkhart 2000) ihrer Paarbeziehungen befragt. Mittels einer feinstrukturellen Analyse (Froschauer & Lueger 2009) von Interviewsequenzen konnten Strukturierungsprozesse von Paarbeziehungen rekonstruiert und beschrieben werden. Außerdem wurden aus dem Datenmaterial Fälle extrahiert, die als spezifische kommunikative Stabilisierungs-Elemente die (Intim-) Systembildung unterstützen und beschleunigen, etwa die Funktion des Zufalls und der Unbestimmtheit für die Paarkommunikation, der stabilisierende Einfluss von Konflikten auf die Paarintegration, die Bedeutung von Familie als Stabilisierungselement der Paarbeziehung und der Einfluss des Körpers und der Sexualität auf die Systemstruktur.